Gary B. Meisner

von Sabine Wuttke

Das Buch ist eine ungewöhnliche Mischung aus mathematischem Lehrbuch und coffee-table-book mit mehr als 250 Bildern.

Man spürt die Begeisterung des Autos fürs Thema. Er gründete 2001 goldennumber.net und sammelte darin/damit Erkenntnisse zum Goldenen Schnitt, die er in diesem Buch veröffentlicht. Dabei sei erwähnt, dass der Autor hauptberuflich im Finanzwesen tätig ist. Die Beschäftigung mit dem Thema war fast rein zufällig und entwickelte dann aber ein für ihn unvorstellbares Eigenleben.

Nach einer allgemein verständlichen Erklärung zur Bedeutung von Φ bieten Kapitel I und II umfangreiche historische Zugänge und Vernetzungen mit mathematischen Erklärungen. Dabei werden zeitliche Bögen vom antiken Griechenland zu Fibonacci, J. Kepler, B. Pascal und sogar R. Penrose geschlagen. Lässt auch erste Forschungen von Babyloniern und Indern nicht außer Acht.

Die Mystik, die sich um den Goldenen Schnitt rankt und zur Bezeichnung `Die göttliche Proportion´ führte, wird ebenfalls beleuchtet.

In Kapitel III analysiert der Autor sehr ausgiebig mit Hilfe der von ihm selbst entwickelten PhiMatrix-Software berühmte Bilder von Raffael, A. Dürer, Leonardo da Vinci, S. Botticelli und Michelangelo. Bei dieser Analyse wird dahingestellt, dass man immer mehr findet, je mehr man sucht! Dieser Aspekt wird später auch selbstkritisch beäugt.

Im Kapitel IV geht es um Bauwerke und Design. Zu den Pyramiden von Gizeh, dem Parthenon, Notre Dame, der Kathedrale von Florenz, dem Taj Mahal und den Hochhäusern von Le Corbusier stellt der Autor sehr schön illustrierte Messungen in zwei und drei Dimensionen an und kann vielfach das Kepler-Dreieck nachweisen. Danach ist der Brückenschlag zu Produktdesign und Mode sehr erfrischend.

Im Kapitel V werden Pflanzen und Tierwelt analysiert. Sehr interessant sind dabei die Ausführungen zum universellen Verständnis von Schönheit und Attraktivität eines Gesichtes unabhängig von der ethnischen Herkunft. Auch den fundamentalen Bausteinen des Lebens, der DNA, widmet sich das Buch.

Im letzten Kapitel stellt der Autor die Frage: Goldenes Universum? Vom Makrokosmos mit Erde, Mond, Planeten, Sternen und schwarzen Löchern leitet er zu den neuesten Forschungsergebnissen im Mikrokosmos bei Quasikristallen und Fullerenen über.

Selbst Wettsysteme mit Φ und der Dow-Jones-Index werden analysiert.

Zum Schluss nimmt der Autor trotz seiner Begeisterung fürs Thema noch einmal ganz kritisch die Bedeutung des Goldenen Schnittes unter die Lupe und muntert Leserinnen und Leser auf, eigene Forschungen zu betreiben und für neue Ergebnisse offen zu sein. Man solle unvoreingenommen die Stärken und Schwächen aller Beweise und Ansichten analysieren. Welche Relevanz Φ für jeden hat, lässt er dabei offen.

Dieses Buch ist außergewöhnlich, da es verschiedene Einstiege zum Goldenen Schnitt bietet, sei es vom mathematischen Schwierigkeitsgrad, wie auch von der Anwendungsthematik her. Man kann sich kurz oder lang mit dem Thema beschäftigen, aber es wird nie langweilig!