Sebastian Stiller

von Martin Skrodzki

"Was sind eigentlich Algorithmen?" Diese erste Frage des Klappentextes wird von Sebastian Stiller in seinem Buch "Planet der Algorithmen" zunächst recht einfach beantwortet. "Algorithmen sind Kunstwerke der Faulheit." Das Bild wird dann jedoch schnell differenzierter. Die Erde wird zum "Planet der Algorithmen" und das Buch präsentiert sich als Reiseführer zu eben diesem. In einer siebentägigen (sieben Kapitel) Rundreise werden unterschiedlichste Sehenswürdigkeiten rund um Algorithmen "bereist".

Sebastian Stiller versteht es, auch sehr komplexe Vorgänge durch alltägliche Beispiele zugänglich zu machen. So wird das Zusammenspiel mehrerer essenzieller Einflüsse anhand von Vater und Tochter in der Einkaufsstraße erklärt: Während der Vater zielstrebig von Geschäft zu Geschäft eilen möchte, will die Tochter lediglich auf den dunklen Steinen laufen, die hellen aber überspringen. Beide Bewegungsmuster sind für sich genommen einfach, die Kombination von Vater mit Tochter an der Hand bewegt sich chaotisch. Einige Seiten zuvor wird Komplexität anhand von Lily, Harald und ihren Kleiderschränken eingeführt. Wie komplex ist die morgendliche Auswahl von Kleidungsstücken? Kapitel 3 verrät es.

Bei aller Anschaulichkeit findet Stiller auch deutliche Worte. Wenn es beispielsweise darum geht, dem Ergebnis von Algorithmen (möglichst nicht blind) zu vertrauen oder gar Entscheidungen auf Grundlage dieser Ergebnisse zu treffen. Auch der PageRank Algorithmus von Google zur Bewertung der Wichtigkeit von Websiten wird neben den HITS Algorithmus von Jon Kleinberg gestellt und kommt schlecht weg. Warum wird trotzdem PageRank benutzt? "Weil er funktioniert." Solche einfachen Aussagen machen das Buch aus und sorgen auf jeder Seite dafür, dass sich alle Leser_innen beim jeweiligen Wissensstand abgeholt fühlen.

Neben Komplexitäts- und Graphentheorie, Rucksack- und Verschlüsselungsproblemen streift Stiller auch Quantencomputer. Wer nun nach der Lektüre gespannt ist und mehr Details über die vorgestellten Algorithmen erfahren möchte, wird im abschließenden Kapitel "private Touren" auf Fachliteratur und Internetquellen verwiesen. Nach der Lektüre bleibt ein seichtes und überblickartiges Verständnis vom "Planeten", das man sich dank vieler auflockernder Kommentare schnell und vergnüglich aneignet und das Lust auf mehr macht.