Mathematiker des Monats Juli 2014
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)
Da in Sachsen im 17. Jahrhundert noch der Julianische, nicht reformierte Kalender statt des Gregorianischen Kalenders aus
dem Jahre 1582 galt, war das Geburtsdatum von Gottfried Wilhelm Leibniz der 21. Juni 1646. Er wurde in Leipzig geboren: Sein
Vater war Professor der Moral an der Universität Leipzig. Erst am 18. Februar 1700 wurde in ganz Deutschland der neue
Kalender eingeführt. Der folgende Tag war deshalb der 1. März. Leibnizens Geburtsdatum war nach diesem Gregorianischen
Kalender der 1. Juli 1646.
Der hochbegabte Leibniz begann 1661, noch nicht 15 Jahre alt, an der Universität Leipzig ein Studium der
verschiedensten Fächer (Philosophie, Mathematik, Klassische Philologie, Rhetorik), das er in Jena fortsetzte. Er
promovierte 1667 an der heute nicht mehr bestehenden Universität Altdorf bei Nürnberg zum Doktor beider Rechte,
schlug aber eine ihm angebotene Professur aus.
Er wurde Privatgelehrter, trat in die Dienste des Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn in Mainz. Von 1672 bis
1676 lebte er - eigentlich in politischer, aber erfolglos bleibender Mission - in Paris, wo er innerhalb weniger
Jahre, unterstützt von Christiaan Huygens, zu einem der bedeutendsten Mathematiker seiner Zeit wurde. Seine Erfindung
der Differential- und Integralrechnung fiel in den Herbst 1675.
1676 trat er in die Dienste des Hannover'schen Herzogs Johann Friedrich als Leiter der herzoglichen, später
kurfürstlichen Bibliothek. Dieses Amt behielt er bis an sein Lebensende am 14. November 1716 in Hannover. Am 11. Juli
1700 stiftete Kurfürst Friedrich III., der spätere König Friedrich I., nach den Plänen von Leibniz die
Kurfürstliche Brandenburgische Sozietät der Wissenschaften in Berlin, die nach vielen Namensänderungen heute
noch als Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) besteht. Am 12. Juli
1700 wurde Leibniz ihr Präsident auf Lebenszeit. Insgesamt verbrachte er daher bis 1711 über drei Jahre in Berlin.
Die BBAW erinnert an ihren Gründer durch den jährlichen Leibniztag in größtmöglicher zeitlicher
Nähe zu dessen Geburtstag: 2014 ist es der 28. Juni.
Leibniz wurde vor allem als Philosoph und Mathematiker berühmt. Aber er betätigte sich rastlos auf allen
wissenschaftlichen Gebieten seiner Zeit, auch als Historiker, Naturwissenschaftler, Jurist, Politikberater,
Technikwissenschaftler usf. Sein gewaltiger wissenschaftlicher Nachlass - rund 200 000 Blatt - wird in der
Leibniz-Bibliothek in Hannover aufbewahrt. Von den geplanten etwa 130 Bänden der
Gesamtausgabe seiner Schriften und Briefe ist bisher knapp die Hälfte erschienen, von den 30 Bänden mathematischer
Schriften sechs. Die meisten dieser Schriften sind also zu seinen Lebzeiten nicht erschienen. Heute wissen wir, das er u. a.
auch wichtige Beiträge zur Versicherungsmathematik, zur additiven Zahlentheorie, als Konstrukteur der ersten
Vier-Species-Rechenmaschine zur Dyadik, zur einwandfreien Begründung der Differential- und Integralrechnung, zur Algebra
verfasst hat: Er war der Begründer der ersten Determinantentheorie in Europa1) und
fand wichtige Sätze der Theorie der symmetrischen Funktionen.
Referenzen
[1] | Erwin Stein und Albert Heinekamp (Hrsg.): Gottfried wilhelm Leibniz - Das Wirken des großen Philosophen und Universalgelehrten als Mathematiker, Physiker, Techniker, Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft, Hannover, 1990 |
Bildnachweis
Porträt | Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons, Gemälde von Bernhard Christoph Francke | |
Straßenschild | Wolfgang Volk, Berlin, Straßenschilder im 18. Stadtbezirk (Arrondissement) in Paris |
1) Der japanische Mathematiker
Takakazu Seki (1637/42?-1708)
hat etwa zeitgleich mit und unabhängig von Leibniz ebenfalls eine Determinantentheorie entwickelt.