Mathematiker des Monats Januar 2017
Jabbo Oltmanns (1783-1833)
von
Menso Folkerts
Jabbo Oltmanns gehört zu den ersten Mathematikern, die an die
Berliner Universität berufen wurden.
Er wurde 1783 in Wittmund (Ostfriesland) geboren. Zwar hat er nie eine Universität besucht,
aber er besaß sehr gute mathematische und astronomische Kenntnisse, die er als externer Schüler in Aurich erworben hat.
Der Präsident der ostfriesischen Kriegs- und Domänenkammer,
Ludwig Freiherr Vincke,
bezeichnete Oltmanns 1804 bei der Beobachtung einer Sonnenfinsternis als „wahres astronomisches Genie“.
Vincke veranlasste, dass Oltmanns 1805 nach Berlin ging. Dort half er
Johann Elert Bode (1747-1826) bei
astronomischen Beobachtungen und bei der Erstellung des Astronomischen Jahrbuchs,
in dem er seine ersten eigenen Arbeiten veröffentlichte.
Schicksalshaft wurde Oltmanns’ Bekanntschaft mit
Alexander von Humboldt, der 1805 nach Berlin zurückgekehrt war.
In den Jahren 1806 und 1807 stellten Humboldt und Oltmanns in Berlin magnetische Beobachtungen an,
um die Einflüsse meteorologischer Phänomene auf die Magnetnadel und die Art ihrer Schwankung zu ermitteln.
Humboldt betraute schon in dieser Zeit Oltmanns mit der Bearbeitung der astronomischen Daten,
die er auf seiner Forschungsreise nach Amerika (1799-1804) gewonnen hatte.
Um zuverlässige Werte zu erhalten, verbesserte Oltmanns bekannte Methoden,
erfand neue Verfahren und berechnete astronomische Tafeln.
Als erste Ergebnisse veröffentlichten Humboldt und Oltmanns im Jahre 1808 die Koordinaten von 291 Orten.
Als Humboldt nach Napoleons Einzug in Berlin (1806) in diplomatischer Mission nach Paris geschickt wurde,
folgte ihm Oltmanns. In den drei Jahren, die beide gemeinsam in Paris verbrachten (1808-1811),
führte Oltmanns die astronomischen Arbeiten an Humboldts Reisewerk weiter und brachte sie zum Abschluss.
Ausgehend von Humboldts astronomischen und barometrischen Beobachtungen, berechnete Oltmanns die
geographischen Positionen von zahlreichen Orten Mittel- und Südamerikas.
Auf diese Weise entstand die erste wissenschaftlich fundierte Zusammenstellung der Längen und Breiten der wichtigsten Orte des neuen Kontinents.
Das Werk erschien unter Nennung beider Autoren in französischer Sprache
(Recueil d'observations astronomiques ..., 1808-1811).
Unabhängig davon veröffentlichte Oltmanns eine – davon teilweise abweichende – deutsche Bearbeitung unter dem Titel
Untersuchungen über die Geographie des neuen Continents ... (Paris 1810).
Durch Vermittlung von Humboldt lernte Oltmanns in Paris auch die bedeutenden Naturwissenschaftler
Pierre-Simon Laplace (1749-1827),
Jean-Baptiste Delambre (1749-1822),
Alexis Bouvard (1767-1843) und
François Arago (1786-1853) kennen,
unter deren Einfluss Oltmanns Arbeiten zur astronomischen Chronologie und zur barometrischen Höhenbestimmung verfasste.
Auf Veranlassung Wilhelm von Humboldts hatte Oltmanns
schon 1810 eine Professur für theoretische Astronomie an der neugegründeten
Berliner Universität erhalten, und er wurde gleichzeitig in die
Akademie der Wissenschaften aufgenommen.
Er trat die Professur aber zunächst nicht an, sondern ging 1811 zurück nach Ostfriesland,
wo er sich die folgenden 13 Jahre aufhielt. Dort beschäftigte er sich mit der Kartographie,
mit dem Kalenderwesen und mit dem Ausbau der Wasserwege in seiner Heimat.
A. von Humboldt erreichte beim preußischen Kultusministerium, dass Oltmanns 1824 an der
Berliner Universität eine ordentliche Professur für angewandte Mathematik erhielt.
In den neun Jahren bis zu seinem Tode war Oltmanns in Berlin als Universitätsprofessor und Akademiemitglied tätig.
In seinen Vorlesungen behandelte er überwiegend die mathematische Geographie und die Geodäsie.
In seinen Publikationen griff er Themen aus den Jahren vor 1815 wieder auf,
insbesondere die Methoden der Höhenbestimmung mit Hilfe des Barometers (Hypsometrische Tafeln ..., 1830).
Als A. von Humboldt sich 1827 endgültig in Berlin niederließ, half ihm Oltmanns wiederum bei der Auswertung seiner Beobachtungsdaten;
nach 1829 berechnete er aus den Beobachtungen Humboldts auf seiner Sibirienreise die Koordinaten verschiedener Orte.
Oltmanns starb am 27. November 1833 in Berlin an den Folgen eines Schlaganfalls.
Er wurde auf dem Dorotheenstädtischen Kirchhof an der heutigen Chausseestraße beigesetzt.
Referenzen
[1] | Alex. v. Humboldt und Jabbo Oltmanns, Allgemeine Geographische Ephemeriden, Band 41 (1813), 125 - 126 |
Bildnachweis
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