Mathematiker des Monats September 2014
Leonhard Euler (1707-1783)
Leonhard Euler wurde - so diktierte es ihm sein eigener Vater in die
Feder - am 15. April 1707 in Basel als Sohn eines reformierten Pfarrers geboren.
Er wuchs mit drei jüngeren Geschwistern in Riehen bei Basel auf. Das religiös
bestimmte Familienleben prägte Eulers eigene Frömmigkeit zeit seines Lebens,
seine tiefe Abneigung gegen Freigeister und Atheisten, die später in seinen
Berliner Jahren eine Rolle spielen sollten.
Mit 13 Jahren bezog er die Universität Basel und hörte u. a. mathematische
Vorlesungen bei Johann Bernoulli, der im Laufe der Jahre mit immer größerer
Hochachtung das mathematische Genie seiner Schülers anerkannte. Mit 18 Jahren
verfasste Euler seine erste (fehlerhafte) mathematische Abhandlung über isochrone
Kurven. Eine Doktorarbeit hat er nie geschrieben. Nachdem er sich erfolglos mit
19 Jahren an Hand einer physikalischen Arbeit um eine Physikprofessur an der
Basler Universität beworben hatte, nahm er verärgert die Möglichkeit wahr,
1727 an die kurz zuvor neu gegründete Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in
Petersburg zu gehen, wo er 1731 Professor der Physik, 1733 Professor der
Mathematik wurde. Basel sollte er nie wiedersehen. 1738 erblindete er auf dem
rechten Auge.
1741 verließ Euler Russland, um einer Einladung des preußischen
Königs Friedrich II. zu folgen, an der Berliner Akademie der Wissenschaften als
Mathematikprofessor zu wirken. In Berlin verbrachte er 25 wissenschaftlich
überaus fruchtbare Jahre. Sein Zerwürfnis mit dem König und die Einladung
der russischen Kaiserin Katharina II., einer ursprünglich deutschen Prinzessin,
nach Petersburg zurückzukehren, veranlassten ihn, 1766 Berlin zu verlassen.
Die letzten 17 Jahre seines Lebens arbeitete er deshalb wieder -
hoch geehrt und trotz seiner vollständigen Erblindung im Jahre 1771 -
in Petersburg. Dort starb er am 18. September 1783 (nach dem gregorianischen
Kalender, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Russland galt).
Euler war einer der bedeutendsten Mathematiker, die je gelebt haben.
Er veröffentlichte über 800 Bücher oder Aufsätze, die heute in den
Bänden der Opera omnia leicht zugänglich sind. Die Ausgabe ist in drei
Reihen eingeteilt und fast abgeschlossen. Ein ausgewählter Briefwechsel wird in
Reihe IVA veröffentlicht. Die ursprünglich geplante Reihe IVB Nachgelassene
Schriften wird nicht verwirklicht. Der umfangreiche Nachlass befindet sich im
St. Petersburger Archiv der Russischen Akademie der Wissenschaften.
Dazu zählen insbesondere seine zwölf mathematischen Notizbücher (2300
Blatt).
Euler hat zu allen Gebieten der reinen und angewandten Mathematik, zur Physik,
zur Musiktheorie bahnbrechende Arbeiten vorgelegt. An Hand seiner Lehrbücher
zur Differential- und Integralrechnung, zur Variationsrechnung, zur Mechanik
haben Generationen von Mathematikern ihre Wissenschaft erlernt.
Referenzen
[1] | Emil A. Fellmann: Leonhard Euler, übersetzt durch Erika and Walter Gautschi,
Birkhäuser, Basel usw., 2007 Book Review |
|
[2] | Eberhard Knobloch: Euler: The historical perspective, Physica D 237 (2008), 1887 - 1893 | |
[3] | Rüdiger Thiele: Leonhard Euler, B. G. Teubner,
Leipzig 1982, ISBN 3-322-00576-3 |
Bildnachweis
Porträt | Wolfgang Volk, Berlin, Tafeln zu Albrecht Dürer, Leonhard Euler, ... |