Nachruf
Wolfgang Höppner (1947 - 2023)
von
Joachim Rehberg
Am 27. Mai 2023 verstarb unser langjähriger Kollege Dr. habil. Wolfgang Höppner.
Wir nehmen bewegt Abschied von einem freundlichen und kollegialen Menschen aus unserer Mitte.
Wolfgang Höppner wurde am 16. November 1947 in Chemnitz geboren und machte 1966 in Halle
an der Saale an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät (ABF) sein Abitur.
Er absolvierte sein anschließendes Mathematik-Studium an der Martin-Luther-Universität
in Halle und, aufgrund hervorragender Studienleistungen, auch schon am Institut für
Reine Mathematik der Akademie der Wissenschaften in Ostberlin.
In diesem Institut und seinen Nachfolgern bis hin zum heutigen Weierstraß-Institut
(WIAS) arbeitete Wolfgang Höppner bis zu seinem Ruhestand.
1974 promovierte Wolfgang Höppner mit einer Dissertation über verallgemeinerte
analytische Funktionen. Danach wechselte er in die Arbeitsgruppe von Prof. Bert-Wolfgang Schulze
und profilierte sich im Laufe der Jahre mathematisch zu einem der Spezialisten auf dem Gebiet
der Differential- und Pseudodifferential-Operatoren am Institut.
Sein besonderes Interesse fanden Probleme, die unter einer Gruppenaktion auf der betreffenden
Mannigfaltigkeit invariant sind. In diesem Sinne ist auch seine Habilitation
„Der Index G-invarianter elliptischer Randwert-Probleme“ (1982) verfasst.
Wolfgang Höppner hatte ein äußerst umfangreiches Wissen auf vielen Gebieten der
Analysis und gehörte zu den Kollegen, welche andere in stets freundlicher Weise daran
teilhaben ließen. So konnte man ihn zu Einzelheiten der Agmon-Douglis-Nirenberg-Theorie
für partielle Differentialgleichungen ebenso konsultieren wie zu Gruppen-invarianten
Differentialgleichungen etwas fragen und erhielt, wie der Verfasser dieser Zeilen,
punktgenau Auskunft und/oder Verweise auf die entsprechende Literatur.
Wolfgang Höppner weilte verschiedentlich zu längeren Arbeitsaufenthalten in
führenden mathematischen Forschungszentren in Moskau und Warschau, was für Wissenschaftler
in der DDR durchaus nicht selbstverständlich war.
Im Zuge der stärkereren Praxisorientierung des Instituts in den 80er Jahren wechselte
Wolfgang Höppner dann in die Numerik-Gruppe von Prof. Friedrich Grund.
Aufgrund seiner hervorragenden analytischen Kenntnisse war er imstande, die dort gängigen
numerischen Verfahren theoretisch zu fundieren, wie zum Beispiel die Randelementmethode in der
Potentialtheorie. Aber er war auch in angewandten Projekten tätig und führte,
in Kooperation mit Industriepartnern, selbst wissenschaftliche Rechnungen durch.
In dem höchst anspruchsvollen Projekt „Simulation von Lichtbögen“ war er
Themenleiter; dort wurden Algorithmen zur numerischen Lösung von Systemen partieller
Differentialgleichungen der Gasdynamik und der Plasmaphysik untersucht und auf einem
Großrechner implementiert. In dem 1992 neu gegründeten Institut für Angewandte
Analysis und Stochastik bearbeitete er gemeinsam mit Prof. Joachim Förste im Auftrag der
Firma Rolls Royce mathematische Probleme der Physik von Flugzeugtriebwerken.
Gemeinsam war all diesen Arbeitsfeldern Wolfgang Höppners, dass er sich den harten
Anforderungen realer Anwendungen wirklich stellte, was oftmals eine mindestens so große
Herausforderung ist wie rein disziplinäre Arbeit.
In seinen letzten Berufsjahren war Wolfgang Höppner zudem Leiter der Institutsbibliothek
und setzte die jahrzehntelange Tradition dieser Einrichtung am Institut verantwortungsvoll fort.
Wir werden Wolfgang Höppner als einen klugen, stets freundlichen und auf Ausgleich
bedachten Kollegen in bester Erinnerung behalten.