Mathematischer Ort des Monats August 2023
Straßenschild zur Ohmstraße in Berlin-Siemensstadt
von
Wolfgang Volk
Die Ohmstraße im Ortsteil Siemensstadt war eine der ersten die in der Neubausiedlung
Nonnendamm Anfang des 20. Jahrhunderts dem Verkehr übergeben wurde. Zu dieser Zeit
enstanden sowohl diese Siedlung wie auch der Industriestandort für die Siemens-Werke,
die zuvor im Stadtgebiet Berlins verteilt betrieben wurden. Gemäß [2] ist diese
Straße nach dem Physiker und Mathematiker
Georg Simon Ohm (1789-1854) benannt.
Dieser hatte im Früjahr 1826 die Proportionalität von Stromstärke und Spannung
in einem elektrischen Leiter erkannt, was heute als
Ohm'sches Gesetz bezeichnet wird.
Außer dem Quellweg und dem Bödikersteig sind alle in Nord-Süd-Richtung
verlaufenden Straßen dieser Siedlung nach Persönlichkeiten benannt, die im Zusammenhang
mit dem Begriff der „Elektrizität“ zu sehen sind. Dies sind zwischen
Ohmstraße und Rohrdamm von Ost nach West
- der Hefnersteig, benannt nach Friedrich Franz Heinrich Philipp Hefner-Alteneck (1845-1904),
- die Reisstraße, benannt nach Johann Philipp Reis (1834-1874),
- der Wehneltsteig, benannt nach Arthur Rudolph Berthold Wehnelt (1871-1944),
- die Voltastraße, benannt nach Alessandro Giuseppe Antonio Anastasia Volta (1745-1827),
- die Grammestraße1), benannt nach Zénobe Théophile Gramme (1826-1901), und
- die Wattstraße, benannt nach James Watt (1736-1819).
G. S. Ohm wurde – wie sein drei Jahre jüngerer Bruder Martin –
in Erlangen geboren. Die beiden werden – teilweise zusammen mit ihrem Vater,
dem Schlossermeister Johann Wolfgang Ohm – an zwei Wohnhäusern in Erlangen
mit Inschriften gewürdigt (siehe [3]).
Darüberhinaus gibt es noch ein „Denkmal“ in Erlangen, das Georg Simon Ohm
alleine würdigt. An der Ausfallstraße gen Süden, namens
Nürnberger Straße, ist auch der Ohmplatz gelegen; dieser ist als Park mit
einem zentralen Brunnen, dem Ohm-Brunnen ausgestaltet, an dem kein Bezug zu einer
Person zu erkennen ist. Allerdings steht abseits – zur Nürnberger Straße
hin – eine technische Einrichtung, die mit Sandsteinplatten ummantelt ist und
auf deren Frontseite eine Aufschrift aus metallnen Lettern Georg Simon Ohm wie folgt würdigt:
Dem Sohn der Stadt Erlangen Georg Simon Ohm * 1789 + 1854 Dem Entdecker des Ohmschen Gesetzes gewidmet |
Ferner dominiert links des Texts der griechische Buchstabe Ω (Omega in Großschreibung)
das Erscheinungsbild. G. S. Ohm zu Ehren wurde die Einheit für den elektrischen Widerstand
„Ohm“ genannt, die mit dem Buchstaben Ω symbolisiert wird.
Das „Ω“ ist eine abgeleitete SI-Einheit (siehe [1]).
Die weiteren Lebensstationen Geoeg Simon Ohms waren:
- 1806-1811 das Kloster Gottstatt in der Schweiz, wo er als Mathematiklehrer an einer Privatschule tätig war,
- 1812-1817 Bamberg, wo er am Alten Gymnasium und der dortigen Realschule lehrte,
- 1817-1826 Köln, wo er am Jesuitengymnasium Physik und Mathematik lehrte,
- 1826- 1833 Berlin, wo er an der Kriegsschule unterrichtete,
- 1833-1849 Nürnberg, wo er an der Königlich Polytechnischen Schule lehrte und später deren Direktor wurde,
- ab 1849 München. wohin ihn der bayerische König Maximilian II. an die dortige Universität berief, er allerdings bereits 1854 verstarb.
Die nachstehend beschriebenen Gedenkorte sind in der Chronologie seines Wirkens angeordnet.
So befindet sich in Bamberg an der nach Süden gerichteten Gebäudeseite der
Alten Aula eine in das Mauerwerk
integrierte Gedenktafel, welche unter einem Porträt im Profil folgende Inschrift zeigt:
An dieser Stätte wirkte 1812 – 1817 der große deutsche Physiker Georg Simon Ohm * 1789 + 1854 Ω |
Die „Alte Aula“ – besser wäre wohl die Bezeichnung „Aula des
Alten Gymnasiums“ – befindet sich in der Straße An der
Universität in der Altstadt Bambergs.
Die nachstehend wiedergegebene Gedenktafel befindet sich am Gebäude in der
Marzellenstraße, Nr. 32 nahe dem Kölner Hauptbahnhof. Sie zeigt oben ein Relief
mit einem Porträt im Halbprofil sowie den folgenden Text:
Georg Simon Ohm entdeckte in diesem Hause als Lehrer am Alten Kölnischen Gymnasium im Jahre 1826 das Grundgesetz der elektrischen Ströme. Die Hansestadt Köln weihte dem großen Physiker zum 16. März 1939 *seinem 150. Geburtstage* diese Tafel |
Auf gleiche Weise werden am selben Gebäude noch Dr. Friedrich Joseph Haass,
der „Heilige Doktor von Moskau“, Friedrich von Spee, Lehrer am
Jesuitenkolleg und Matthias Joseph Scheeben, der große deutsche Gottesgelehrte
gewürdigt. (Die konkretisierenden Angaben zu diesen Persönlichkeiten sind
den betreffenden Tafeln entnommen.)
Auch in Nürnberg wird Georg Simon Ohm mit einer Gedenktafel geehrt. Diese ist am
Gebäude mit der postalischen Adresse Bauhof 2, 90402 Nürnberg unweit des
dortigen Hauptbahnhofs angebracht. Die (zunächst „Städtische“ im
Namen tragende) Polytechnische Schule wurde 1833 verstaatlicht. Anlässlich der
100-Jahr-Feier wurde im Jahr 1933 diese Einrichtung nach zwischenzeitlich mehreren
Namensänderungenen in „Ohm-Polytechnikum Nürnberg“ umbenannt.
Letzten Endes ging diese Lehranstalt in der heutigen Technischen Hochschule Nürnberg
Georg Simon Ohm auf. Die Gedenktafel weist folgende Inschrift auf:
An dieser Stelle stand früher die Polytechnische Schule, an der von 1833 bis 1849 der große Physiker und Mathematiker Georg Simon Ohm, der Entdecker des Ohmschen Gesetzes, gelehrt hat.2) |
Auf dem Campus der 1868 gegründeten Technischen Universität München
in der Maxvorstadt – konkreter: in der Theresienstraße –
ist das Denkmal zu finden, das Georg Simon Ohm in sitzender Position zeigt.
Die Frontseite des Sockels zeigt (wieder) den überdimensionierten
Buchstaben Ω sowie den Namen und die Lebensspanne des so Geehrten.
Auch im Ehrensaal des
Deutschen Museums wird Georg Simon Ohm gewürdigt.
Dort ist eine Marmorbüste über einer Inschrift mit folgendem Wortlaut zu finden:
Georg Simon Ohm, geboren in Erlangen am 16. März 1789 gestorben in München am 6. Juli 1854 Durch seine Versuche erschloss er uns das Gesetz der elektrischen Stromstärke, durch mathematische Überlegung die Natur des Klanges und der Töne. Ihm zu Ehren nennt die Nachwelt eine der drei elektrischen Grundeinheiten ein Ohm.3) |
In der
Ruhmeshalle
an der Münchner Theresienwiese wird Georg Simon Ohm ebenfalls mit einer Büste
gewürdigt. Die Inschrift benennt seinen Namen und die recht neutrale Berufsbezeichnung
„Gelehrter“.
Der U-Bahnhof
Garching-Forschungszentrum
bildet derzeit die Endhaltestelle der Linie U6 des Münchner U-Bahnnetzes.
Die Wände dieses Bahnhofs sind mit Paneelen versehen, die den Errungenschaften einzelner
Wissenschaftler zugeordnet sind. Neben einer künstlerischen Darstellung,
die den Hintergrund bildet, sind unter anderem Formeln, Erläuterungen, teils grafische
Darstellungen und die Unterschrift des betreffenden Wissenschaftlers wiedergegeben.
Neben vielen anderen wird auch Georg Simon Ohm auf diese Weise gewürdigt.
Selbstverständlich darf da die Formel
U =
R · I
nicht fehlen. Unter dem hervorgehobenen Namen und der Lebensspanne ist noch folgender Text zu
lesen:
Mit der präzisen
Interpretation von Experimenten durch mathematische Gleichungen erzielte Ohm
bahnbrechende Ergebnisse, die ihn zu einem der Urväter der Elektrizitätslehre
machen. Seine Methode formte das moderne Verständnis vom Zusammenspiel mathematisch
fundierter Theorie und experimentell basierten Naturwissenschaften.
Seine letzte Ruhe fand Georg Simon Ohm auf dem Alten Südfriedhof in München.
An dessen Zugängen finden sich Tableaus, auf denen die Lage der Gräber bekannter und
prominenter Persönlichkeiten eingezeichnet sind; auf diesen ist auch das Grab G. S. Ohms
ausgewiesen.
Referenzen
[1] | Bureau International de Poids et Mesure (BIPM): Le Système international d'unités (SI), (SI-Broschüre), 9. Ausgabe, 2019 | |
[2] | Kauperts Straßenführer durch Berlin: Ohmstraße | |
[3] | Wolfgang Volk: Straßenschild zur Ohmstraße in Berlin-Mitte, mathematischer Ort des Monats August 2025 | |
[4] | Wolfgang Volk: Zeugnisse zu Mathematikern, virtuelle Ausstellung |
Bildnachweis
Straßenschild | Wolfgang Volk, Berlin, April 2014 | |
Denkmal in Erlangen | Wolfgang Volk, Berlin, August 2008 | |
Inschrift in Bamberg | Wolfgang Volk, Berlin, August 2008 | |
Tafel in Köln | Wolfgang Volk, Berlin, Januar 2009 | |
Tafel in Nürnberg | Wolfgang Volk, Berlin, November 2010 | |
Sitzbild in München | Wolfgang Volk, Berlin, Oktober 2005 | |
Büste mit Inschrift, Paneel im U-Bahnhof und Grabstätte |
Wolfgang Volk, Berlin, März 2008 | |
Büste in der Ruhmeshalle | Dr. Heinfrid Wolfsgruber4), Grünwald, Juli 2023 |
1) Die Straße hieß ursprünglich
Hertzstraße, benannt nach Heinrich Hertz (1857-1894). Dieser entstammte einer
jüdischen Familie, weshalb 1938 die Hertzstraße von den Nationalsozialisten in
Grammestraße umbenannt wurde.
2) Angesichts der komplizierteren Satzstruktur
ist hier die Interpunktion ergänzt. Zudem wurde der Schreibfehler im Wort
„Polytechnische“ korrigiert.
3) Abgekürzte Worte – hier sind es
„geb.“ und „gest.“ – sind zwecks besserer Lesbarkeit
ausgeschrieben.
4) Der Autor hat in all den Jahren (bis zum heutigen Tag)
auch – aber bei Weitem nicht nur – seitens der Kolleginnen und Kollegen in
Berlin und München Unterstützung bei seinem Bestreben der Dokumentation von
Zeugnissen zu Mathematikern,
die selbstverständlich auch ihren Eingang in die Beiträge zu den
„mathematischen Orten“ finden, weitestgehende Unterstützung erhalten,
wofür an dieser Stelle allen Dank ausgesprochen sei.