Mathematischer Ort des Monats August 2018
„Arc de 124,5°“ an der Urania in Berlin-Schöneberg
von Iris Grötschel
 
„Arc de 124,5°“ oder „Bogen von 124,5°“ – so heißt die weit ausladende schwarze Stahlskulptur des französischen Bildhauers Bernar Venet. Das Kunstobjekt erhebt sich auf dem begrünten Mittelstreifen der Straße An der Urania in Berlin-Schöneberg in Höhe des Wissenschafts- und Kulturzentrums Urania.
Bogenskulptur Arc 124,5Grad, 2018
Von der Kleiststraße aus beeindruckt die Höhe des schwarzen Metallbogens.
 
Dargestellt ist ein Kreisbogen von 124,5°, der Titel der Skulptur entspricht also exakt der geometrischen Form. Das Kunstwerk besteht aus geschweißten, schwarz lackierten Stahlplatten. Es hat eine Spannweite von 40 Metern, eine Höhe von 12 Metern und ein Gewicht von 15 Tonnen. Gehalten wird es von einem in die Erde eingelassenen, 100 Tonnen schweren Betonblock.
Bogenskulptur Arc 124,5Grad, 2008
Die imposante Spannweite des Bogens lässt sich am besten im Winter wahrnehmen.
 
Während der Bogen im Sommer von den üppig belaubten Bäumen auf dem Grünstreifen größtenteils verdeckt ist, lenkt er im Winter die ungehinderten Blicke der Passanten auf sich. Die Skulptur ist eine Auftragsarbeit, die Bernar Venet speziell für diesen Ort schuf. Es handelt sich um ein Geschenk Frankreichs an Berlin anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt. Die französische Fluggesellschaft Air France ermöglichte den Transport. Der damalige französische Premierminister Jacques Chirac weihte das Kunstwerk am 2. Juli 1987 ein. Die Skulptur symbolisiert die besonderen politischen Beziehungen Frankreichs zu dem damals noch geteilten Berlin. Es nimmt insbesondere Bezug auf den historischen Bogen, der mit der Luftbrücke während der Berlin-Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949 geschlagen wurde. Auf einer in den Boden eingelassenen bronzenen Schrifttafel findet man Informationen zu der Skulptur und zum Anlass der Aufstellung.
Bogenskulptur Arc 124,5Grad, Tafel
Die Schrifttafel befindet sich auf der Grünfläche an der östlichen Seite der Kreuzung An der Urania/Kleiststraße.
 
Der 1941 in Südfrankreich geborene Bernar Venet begann im Alter von 20 Jahren als freischaffender Künstler zu arbeiten. Von 1971 bis 1976 legte er eine kreative Pause ein, unterrichtete Kunsttheorie an der Pariser Universität Sorbonne und beschäftigte sich intensiv mit mathematischen und physikalischen Fragen. Diese Themen flossen später in die Gestaltung seiner Stahlskulpturen ein, die sich mit den Phänomenen Raum, Zeit und Bewegung auseinandersetzen. Bernar Venet hat seit vielen Jahren seinen Hauptwohnsitz in New York City. Seine eindrucksvollen großformatigen Stahlbögen kann man weltweit in Museen sowie im öffentlichen Raum bewundern.
 

Referenzen

[1]   Hans Dickel, Uwe Fleckner (Hrsg.): Kunst in der Stadt – Skulpturen in Berlin 1980-2000, Nicolai Verlag, Berlin, 2003
[2]   Iris Grötschel: Das Mathematische Berlin – Historische Spuren und aktuelle Szene, Berlin Story Verlag, Berlin, 2017
 

Bildnachweis

Alle Aufnahmen   Iris Grötschel, Berlin, 2008 und 2018