Mathematischer Ort des Monats Juli 2016
Gemälde und Miniaturen zu Pythagoras et al. im Kulturforum in Berlin-Tiergarten
von
Wolfgang Volk
Das sogenannte Kulturforum –
siehe auch Seite
der Staatlichen Museen zu Berlin –
fasst mehrere
kulturelle Einrichtungen rund um den Matthäikirchplatz unter einem Begriff
zusammen. Von Bedeutung für die nachstehenden Ausführungen sind hier die
Gemäldegalerie und das Kunstgewerbemuseum.
Zunächst sollen die interessierenden Werke der Gemäldegalerie vorgestellt werden:
Im Raum XIII sind unter anderem drei Gemälde zu finden, auf denen die drei
Mathematiker der Antike Pythagoras,
Archimedes und
Euklid
dargestellt beziehungsweise porträtiert sind.
Dieses Gemälde fertigte Salvator Rosa im Jahr 1662 an.
Wegen des Mangels an verlässlichen Quellen, der schon früh wuchernden
Legendenbildung und Widersprüchen zwischen den überlieferten Berichten sind
viele Angaben über das Leben des Pythagoras in der wissenschaftlichen Literatur umstritten
(Zitat aus [5]). Es ist allerdings davon auszugehen, dass künstlerische Darstellungen
am ehesten die Legenden bedienen.
So heißt es, dass Pythagoras beim Tyrannen
Polykrates in Ungnade
gefallen ist. Zeitweise soll Pythagoras sich in Höhlen
im Kerkisgebirge (beachte auch die Dokumentation zur
Bar unterhalb der Höhlen) auf seiner
ägäischen Heimatinsel Samos zurückgezogen haben, letztendlich von der Insel
nach Kroton (dem heutigen Crotone in Kalabrien,
was seinerzeit zu den griechischen Kolonien – Magna Graecia – gehörte)
geflohen sein und dort die Schule der Pythagoräer gegründet haben. Insofern kann obiges
Gemälde durchaus eine Szene der Flucht Pythagoras' von Samos wiedergeben (zumindest ist die
Überfahrt von Samos auf das kleinasiatische Festland gut mit Fischerbooten zu bewältigen).
Die Porträts von Archimedes und Euklid sind Werke von Luca Giordano.
Auch die Darstellung des Archimedes bezieht sich auf eine Legende. Archimedes wird oft mit einem
Hohlspiegel abgebildet. Der Legende nach soll Archimedes mit allerlei seiner Erfindungen die
römischen Belagerer seiner Heimatstadt Syrakus Schaden zugefügt haben. Unter anderem soll
er die Segel der römischen Schiffe durch Umlenkung des Sonnenlichts mit einem Hohlspiegel in
Brand gesetzt haben (vergleiche [4])
In [3] sind zu den Malern und zu den Bildern folgende Informationen
wiedergegeben:
SALVATOR ROSA
Neapolitanische Schule, 1615 Neapel - 1673 Rom. Mitarbeiter des Francesco Francanzano in Neapel. Möglicherweise Schüler von Giuseppe Ribera und von Aniello Falcone, die ihn stark beeinflussten. Seit 1637 ständig in Rom ansässig, 1640-1649 zwischenzeitlich in Florenz, wo er seinen literarischen Interessen nachging. Tätig als Radierer und Landschaftsmaler von schulbildendem Einfluss.
Neapolitanische Schule, 1615 Neapel - 1673 Rom. Mitarbeiter des Francesco Francanzano in Neapel. Möglicherweise Schüler von Giuseppe Ribera und von Aniello Falcone, die ihn stark beeinflussten. Seit 1637 ständig in Rom ansässig, 1640-1649 zwischenzeitlich in Florenz, wo er seinen literarischen Interessen nachging. Tätig als Radierer und Landschaftsmaler von schulbildendem Einfluss.
LUCA GIORDANO genannt FAPRESTO
Neapolitanische Schule, 1634 - 1705 Neapel. Ausgebildet in der Werkstatt des Vaters Antonio und vermutlich auch von Giuseppe Ribera, der ihn stark beeinflusste. Aufenthalte in Rom, Florenz und Venedig fördern die Ausprägung seines reifen Stils, vorrangig durch Anregungen von Pietro da Cortona. Seit 1692 war er als Hofmaler von Karl II. zehn Jahre in Spanien tätig, vor allem in Toledo und Madrid.
Neapolitanische Schule, 1634 - 1705 Neapel. Ausgebildet in der Werkstatt des Vaters Antonio und vermutlich auch von Giuseppe Ribera, der ihn stark beeinflusste. Aufenthalte in Rom, Florenz und Venedig fördern die Ausprägung seines reifen Stils, vorrangig durch Anregungen von Pietro da Cortona. Seit 1692 war er als Hofmaler von Karl II. zehn Jahre in Spanien tätig, vor allem in Toledo und Madrid.
EUKLID
Leinwand. 115×99 cm.
Euklid (um 325 - um 265 vor unserer Zeitrechnung, wegen widersprüchlicher Angaben in [3] sind die Jahreszahlen aus [2] entnommen) begann um 300 vor unserer Zeitrechnung in Alexandria Mathematik öffentlich zu lehren. Sein Hauptwerk sind "Die Elemente".
Siehe auch untenstehenden Hinweis
Leinwand. 115×99 cm.
Euklid (um 325 - um 265 vor unserer Zeitrechnung, wegen widersprüchlicher Angaben in [3] sind die Jahreszahlen aus [2] entnommen) begann um 300 vor unserer Zeitrechnung in Alexandria Mathematik öffentlich zu lehren. Sein Hauptwerk sind "Die Elemente".
Siehe auch untenstehenden Hinweis
ARCHIMEDES
Leinwand. 121×99 cm.
Archimedes (um 287 - 212 vor unserer Zeitrechnung) war der bedeutendste antike Mathematiker und Physiker; er wirkte in Syrakus.
Leinwand. 121×99 cm.
Archimedes (um 287 - 212 vor unserer Zeitrechnung) war der bedeutendste antike Mathematiker und Physiker; er wirkte in Syrakus.
Hinweis:
Die Bilder von Euklid und Archimedes gehören zu einer Serie von idealen Porträts antiker Wissenschaftler und Philosophen, von denen jeweils mehrere Ausführungen in zahleichen Sammlungen verstreut sind. Die Berliner Bilder nutzen unter dem Einfluss Riberas vergleichsweise expressivere Ausdrucksmittel als später entstandene Stücke.
Die Bilder von Euklid und Archimedes gehören zu einer Serie von idealen Porträts antiker Wissenschaftler und Philosophen, von denen jeweils mehrere Ausführungen in zahleichen Sammlungen verstreut sind. Die Berliner Bilder nutzen unter dem Einfluss Riberas vergleichsweise expressivere Ausdrucksmittel als später entstandene Stücke.
In Raum 1 (bitte zu beachten, dass die Ausstellungsräume teilweise mit arabischen und teils mit
römischen Zahlen bezeichnet sind) der im Kulturforum beheimateten Berliner Gemäldegalerie
ist unter anderem ein Gemälde von Christoph Amberger ausgestellt,
das den Kosmographen Sebastian Münster
(1489 - 1552) zeigt. S. Münster hat sich in verschiedenen weiteren Fachgebieten (Hebraistik,
Astronomie, Geografie, Theologie) hervorgetan, trieb auch mathematische Studien und veröffentlichte
das zweibändige Werk "Rudimenta
mathematica", dessen erster Band die Grundprinzipien der Geometrie behandelt; der zweite Band
befasst sich mit Sonnenuhren.
Dieses Porträt von S. Münster findet sich seitenverkehrt auf der früheren
100-DM-Banknote wieder (siehe unten).
In der Studiensammlung – ein Nebenraum zur Abteilung VI Rokoko - Jugendstil –
des Berliner Kunstgewerbemuseums sind auch eine Reihe von Porträtminiaturen
des 18. und 19. Jahrhunderts / Aquarellmalereien auf Elfenbein ausgestellt. Zwei von
ihnen zeigen Bildnisse des Naturwissenschaftlers und Mathematikers
Johann
Andreas von Segner und seine Ehefrau Maria. J. A. von Segner war Universitätsprofessor
in Jena, Göttingen und ab 1755 in Halle - dort auch Lehrer für Optik und
Perspektive von dem jungen H. F. Füger. Die Bildnisse wurden von
Heinrich Friedrich
Füger in Halle/Saale oder Leipzig in den Jahren 1768 und 1769 gemalt.
Die Inventarnummern der Miniaturen lauten F3752a und -b.
Banknote mit dem Porträt von Sebastian Münster
Referenzen
[1] | Hofmann, K.-H.: "Zwei abgerissene Burschen". DMV-Mitteilungen 3/98, S. 9 | |
[2] | The MacTutor History of Mathematics archive, http://www-history.mcs.st-and.ac.uk/history/index.html | |
[3] | Staatliche Museen zu Berlin: Gemäldegalerie im Bodemuseum, Führer durch die Ausstellung. 4. erweiterte Auflage, Henschel Verlag Berlin 1990 | |
[4] | Wikipedia: Archimedes | |
[5] | Wikipedia: Pythagoras |
Bildnachweis
Pythagoras und die Fischer, Archimedes und Euklid | Wolfgang Volk, Berlin, Impressionen aus der Berliner Gemäldegalerie | |
Sebastian Münster | Wolfgang Volk, Berlin, Porträt von Sebastian Münster in der Gemäldegalerie in Berlin | |
Johann Andreas von Segner | Wolfgang Volk, Berlin, Porträtminiatur zu Johann Andreas von Segner im Kunstgewerbemuseum in Berlin | |
100-DM-Banknote | Wolfgang Volk, Berlin, Banknote mit dem Porträt von Sebastian Münster |