Mathematischer Ort des Monats August 2020
Gedenktafel für Albert Einstein in Berlin-Mitte
von
Wolfgang Volk
Sicherlich wird niemand auf diesem Globus ernsthaft
Albert Einstein als Mathematiker bezeichnen.
Genauso unbestritten ist allerdings auch, dass seine
Allgemeine Relativitätstheorie,
über die er im Jahr 1915 in der
Preußischen
Akademie der Wissenschaften vortrug, dem Fachgebiet der
Mathematischen Physik zuzurechnen ist.
Deshalb sollen auch Orte, die an Albert Einstein erinnern, als „mathematische Orte“
bezeichnet und ausgewiesen werden.
Den Anfang macht eine Tafel im Erdgeschoss des Treppenhauses zum Auditorium maximum der
Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Foyer, dessen Fenster
zum Innenhof bereits
mathematischer Ort des Monats Februar 2018 waren.
Albert Einstein verstand sich als Physiker, sein Studium in Zürich absolvierte er im Jahr 1900 mit dem
Diplom zum Fachlehrer in mathematischer Richtung, wozu auch die Physik zählte.
Über sein (gestörtes) Verhältnis zur Mathematik gibt der Abschnitt
Studium am
Polytechnikum in Zürich in [4] Anhaltspunkte (vergleiche auch [1, S 30].
Damit hat er offenbar auch kokettiert. So war am temporären Behelfsbau der Mensa der
Humboldt-Universität im Innenhof des Hauptgebäudes um das Jahr 2013 unter anderem A. Einstein
mit den Worten
Mach' Dir keine // Sorgen wegen Deiner //
Schwierigkeiten // mit der Mathematik. Ich kann Dir // versichern, dass meine // noch größer
sind …
zitiert (siehe nachstehende Fotografie).
Bekannt ist auch noch folgendes Zitat von ihm:
Vielmehr hat bereits 1908 einer von A. Einsteins Lehrern, der Mathematiker
Hermann Minkowski, die Mathematisierung der
Speziellen Relativitätstheorie betrieben und die vierdimensionale
Raumzeit eingeführt (vergleiche [2]).
Darauf mag sich vielleicht das vorstehende Zitat beziehen.
Erbauend ist jedenfalls, dass die Aussage des Mathematikers und Astronomen
Johannes Kepler
Ubi materia, ibi geometria.
(was ins Deutsche übersetzt so viel heißt wie: “Wo Materie ist, ist auch Geometrie“),
aus einer Schrift (vergleiche [3, S. 2]), die etwa 300 Jahre vor der Formulierung der
Allgemeinen Relativitätstheorie erschien, durch diese erneute Bestätigung erfahren hat.
Ursprünglich dürfte dieses Zitat mit den Gedanken im Zusammenhang gestanden haben, die zum 1. der
Keplerschen Gesetze führten,
nämlich der Aussage, dass sich die Planeten (unseres Sonnensystems) auf elliptischen Bahnen um die Sonne
bewegen (publiziert 1609). Zur Erinnerung, das
Gravitationsgesetz –
die eigentliche Ursache der Planetenbewegung – wurde erst im Jahre 1687 von
Isaac Newton in seinem Werk
Philosophiae
Naturalis Principia Mathematica (Mathematische Grundlagen der Naturphilosophie) postuliert.
Referenzen
[1] | Freeman Dyson: Vögel und Frösche, Mitteilungen der DMV 28.1 (2020), S. 30-43 | |
[2] | Kay Müllges: Erfinder der vierdimensionalen Raumzeit – Vor 100 Jahren starb Einstein-Lehrer Hermann Minkowski, Deutschlandfunk, Sendereihe „Kalenderblatt“, Beitrag vom 12. Januar 2009 | |
[3] | Ari Sihvola: Ubi materia, ibi geometria, erweiterte Ausarbeitung eines Vortrags, der auf der Bianisotropics 2000 gehalten wurde. | |
[4] | Wikipedia: Albert Einstein |
Bildnachweis
alle Bilder | Wolfgang Volk, Berlin, 2013 |