Georg Glaeser

von Ehrhard Behrends

Auf Initiative von Gilbert Helmberg, einem 2019 verstorbenen Mathematiker aus Innsbruck, wurden seit 2010 Briefe an Schülerinnen und Schüler in Österreich verschickt, um deren Begeisterung für die Mathematik zu fördern. Kolleginnen und Kollegen verschiedener Universitäten und Gymnasien haben daran mitgearbeitet. Georg Glaeser aus Wien hat 77 dieser Briefe für das vorliegende Buch ausgewählt.

Es ist in sieben Kapitel unterteilt: Algebra und Logik, Analysis, Geometrie, Zahlentheorie, Stochastik, Olympisches, Diverses. Die Artikel sind im Schnitt etwa 4 Seiten lang, an die Vorkenntnisse der Leserinnen und Leser werden sehr unterschiedliche Anforderungen gestellt.

Die thematische Breite ist beeindruckend: Unkonventionelle Zahldarstellungen, Eigenschaften von Polygonen und Polyedern, Historisches, Aufgaben aus Mathematik-Olympiaden und anderen Wettbewerben, … Die Autoren konzentrieren sich auf eher „klassische“ Themen. Die Möglichkeit zu zeigen, wie Mathematik unser gegenwärtiges Leben beeinflusst, oder Aspekte des Faches darzustellen, die es in den letzten Jahrzehnten bis in die öffentliche Wahrnehmung geschafft haben, war in dem Konzept wohl leider nicht vorgesehen. So hätte man zum Beispiel in Beitrag 59 durchaus erwähnen können, dass das dort beschriebene „Smartie-Spiel“ eigentlich das viel diskutierte Ziegenproblem in Verkleidung ist. Der Verlag hat die Intention der Autoren hervorragend unterstützt. Die Darstellung ist vorbildlich, sehr viele Artikel enthalten professionelle Grafiken zur Illustration.

Aus der Einleitung geht nicht genau hervor, an genau welche Schülerinnen und Schüler sich die Artikel gerichtet haben: alle? Hochbegabte? besonders an Mathematik Interessierte? Manche Beiträge sind sicher von allen gut zu verstehen, bei anderen wird doch eine Menge vorausgesetzt.

Das macht es ein bisschen schwierig, Empfehlungen auszusprechen. Für Lehrerinnen und Lehrer der Mathematik ist das Buch auf jeden Fall hervorragend geeignet. Sie werden viele Anregungen für ergänzendes Material zu ihren Leistungskursen finden und auch selbst bestimmt eine Menge lernen. Die besonders begabten oder besonders motivierten ihrer Schülerinnen und Schüler sowie Studierende der Mathematik könnten das Buch ebenfalls mit Gewinn lesen. Sie werden bestimmt viel Interessantes entdecken. Eher abraten würde ich davon, dieses Buch einem an Mathematik interessierten Laien in die Hand zu drücken. Dafür ist es denn doch an vielen Stellen zu technisch, und es gibt meiner Meinung nach zu wenig aktuelle Bezüge.

Insgesamt kann man den Kollegen aus Österreich ein großes Kompliment aussprechen. Es ist sehr verdienstvoll, sich dafür zu engagieren, die Faszination des Faches auch außerhalb des Elfenbeinturms Universität zu vermitteln.