Nachruf
Thomas Friedrich (1949 - 2018)
von
Caren Tischendorf und
Jürg Kramer
Am Abend des 27. Februar 2018 ist unser Kollege und Freund, Prof. Dr. sc. Thomas
Friedrich, im Alter von nur 68 Jahren an COPD und Lungenkrebs in Marburg
verstorben. Wenn es ihm auch schon seit einiger Zeit gesundheitlich nicht
gut ging, so hat uns sein Hinschied doch überrascht und stimmt uns sehr traurig.
Thomas Friedrich ist am 12. Oktober 1949 in Leipzig geboren. Nach dem Besuch der
Grundschule in Leipzig und der Leibniz-Oberschule in Schkeuditz absolvierte er
im Jahr 1968 das Abitur an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät in Halle. Von
1968 bis 1973 führte ihn sein Studium an die Universität Wrocław in
Polen. Dort spezialisierte er sich auf den Gebieten der Topologie und
Differentialgeometrie.
Ab 1973 war Thomas Friedrich dann an der Humboldt-Universität zu
Berlin tätig. Dort promovierte er 1973 bei Rolf Sulanke mit einer
Anwendung der Morsetheorie auf Integralkrümmungen von
Untermannigfaltigkeiten Euklidischer Räume. Nach Gastaufenthalten am
Banach-Zentrum in Warschau und an der Lomonossow-Universität in Moskau
habilitierte er sich im Jahre 1979 an der Humboldt-Universität zu
Berlin mit einer Arbeit zum Dirac-Operator Riemannscher Mannigfaltigkeiten
und wurde zum Dozenten für Geometrie berufen. Ab 1987
war Thomas Friedrich ordentlicher bzw. C4-Professor für Globale Analysis an
der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit April 2015 lebte er als Professor im
Ruhestand in Marburg.
Seit 1980 war Thomas Friedrich Leiter der Forschungsgruppe
„Differentialgeometrie und Globale Analysis“ und leistete wesentliche Beiträge
zu diesen beiden mathematischen Gebieten. So bewies
er beispielsweise eine optimale untere Schranke für den ersten
Dirac-Eigenwert einer kompakten Riemannschen Spin-Mannigfaltigkeit. Kurz nach
der Wende hat er für das Institut für Mathematik an der Humboldt-Universität
zu Berlin die ersten größeren Drittmittelprojekte, wie beispielsweise
das Graduiertenkolleg „Geometrie und nichtlineare Analysis“ oder den
Sonderforschungsbereich „Differentialgeometrie und Quantenphysik“,
federführend eingeworben und damit dem Institut unter den neuen
Rahmenbedingungen nationale und internationale Sichtbarkeit verliehen.
Zu seinem wissenschaftlichen Wirken zählte aber auch die Herausgabe
der Zeitschrift „Annals of Global Analysis and Geometry“ während mehr
als drei Jahrzehnten sowie die Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses mit neunzehn Promotionen. Neben dieser
umfangreichen wissenschaftlichen Tätigkeit hat Thomas Friedrich
regelmäßig verantwortungsvolle administrative Aufgaben am Institut
übernommen. Mannigfach hat er als Gastwissenschaftler in Europa und Übersee
gewirkt. Ausdruck der internationalen Anerkennung seiner wissenschaftlichen
Leistungen ist die Verleihung der Ehrenmedaille der Karls-Universität Prag im
Jahr 2003.
Mit dem Tod von Thomas Friedrich hat das Institut für Mathematik der
Humboldt-Universität zu Berlin einen Kollegen verloren, der sowohl vor der
Wende, aber auch danach wesentlich zur erfolgreichen Entwicklung der Berliner
Mathematik beigetragen hat. Das Institut für Mathematik trauert mit seiner Frau
Ilka Agricola und seinem Sohn Julius um den schweren Verlust und wird seinen
Kollegen in währender Erinnerung behalten.
Referenzen
[1] | Homepage von Thomas Friedrich an der HU Berlin. | |
[2] | Nachruf von Caren Tischendorf und Jürg Kramer, 28.2.2018 (pdf). | |
[3] | Traueranzeigen im Tagesspiegel, 11.3.2018 (pdf). |
Bildnachweis
Porträt | Familienbesitz, Ilka Agricola |