Mathematischer Ort des Monats August 2025
Straßenschild zur Ohmstraße in Berlin-Mitte
nebst Würdigung von Georg Simon und Martin Ohm im
öffentlichen Raum
von
Wolfgang Volk
Gemäß [1] wurde die bezeichnete Straße nach dem Mathematiker
Martin Ohm (1792-1872) benannt.
Sie verläuft zwischen der Köpenicker Straße und der Rungestraße
im (früheren1)) Stadtbezirk Mitte.
Die letztgenannte Straße ist allerdings nicht nach dem Mathematiker
Carl David Tolmé Runge (1856- 1917)
benannt, sondern gemäß [2] nach dem Unternehmer und Kommunalpolitiker
August Ferdinand Heinrich Runge (1817-1886).
Das wissenschaftliche Wirken Martin Ohms lässt sich grob auf drei Epochen/Städte
einteilen. Bis 1817 studierte, promovierte er und hielt im Anschluss daran als Privatdozent
Vorlesungen in seiner Geburtsstadt Erlangen. Im genannten Jahr wurde er Oberlehrer am Gymnasium
in Thorn (heute Toruń, Polen), wo er auch bildungspolitische Aktivitäten entwickelte.
1821 habilitierte er sich an der
Friedrich-Wilhelm-Universität
in Berlin und blieb in dieser Stadt bis zu seinem Tod am 1. April 1872.
Dort lehrte er zunächst als Privatdozent, seit 1824 als außerplanmäßiger
und ab 1839 als ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber an der Berliner Universität.
Zeitweise hielt er auch Vorlesungen an der
Bauakademie –
einer der Vorgängerinstitutionen der
Technischen Universität Berlin – wie auch an der
Preußischen
Kriegsakademie.
Was Zeugnisse zu Martin Ohm im öffentlichen Raum angeht, so sind
diese2) nicht ohne gleichzeitigem Bezug auf seinen
wesentlich bekannteren etwa 3 Jahre älteren Bruder
Georg Simon Ohm vorzufinden.
Die beiden Brüder hatten ein gutes Verhältnis zueinander.
So haben sich deren Lebensverläufe auch mehrfach überschnitten.
Den engen Bezug zueinander belegt eine Inschrift am Haus mit der postalischen Adresse
Fahrstraße 11, 91054 Erlangen, die da lautet:
In diesem Hause erzog und lehrte der Schlosser Joh[ann] Wolfgang Ohm (1753-1822) als wahrer Meister seine später berühmten Söhne Georg Simon Ohm (1789-1854), den großen Physiker, und Martin Ohm (1792-1872), den Mathematiker.3) |
Auch die Inschrift am Gebäude mit der postalischen Adresse Friedrichstraße 20,
91054 Erlangen zeugt in gewisser Weise von den vergleichbaren Lebenswelten der beiden
Brüder:
Hier lehrten als Privat- dozenten der Physiker Georg Simon Ohm (1789-1854) in den Jahren 1811 bis 1812 und der Mathematiker Martin Ohm (1792-1872), in den Jahren 1812 bis 1817.4) |
Im Berliner Bezirk Spandau – und dort im Ortsteil Siemensstadt –
gibt es seit 1903 ein weiterer Verkehrsweg namens Ohmstraße. Hier ist allerdings
der Ältere der beiden Brüder, Georg Simon Ohm, der Namensgeber (siehe [3]).
Referenzen
[1] | Kauperts Straßenführer durch Berlin: Ohmstraße | |
[2] | Kauperts Straßenführer durch Berlin: Rungestraße | |
[3] | Wolfgang Volk: Straßenschild zur Ohmstraße in Berlin-Siemensstadt, mathematischer Ort des Monats August 2023 | |
[4] | Wikipedia: Verwaltungsgeschichte Berlins |
Bildnachweis
Straßenschild | Wolfgang Volk, Berlin, April 2014 | |
Inschriften in Erlangen | Wolfgang Volk, Berlin, August 2008 |
1) Seit dem 1. Januar 2001 ist das Stadtgebiet Berlins
in 12 Bezirke aufgeteilt – zuvor waren es 23 und zwar seit Mitte der 80er Jahre des
20. Jahrhunderts (vergleiche [4].
Da in vielen Fällen zwei der ehemaligen Bezirke zusammengelegt wurden,
tragen viele der (neuen) Bezirke Doppelnamen – wie zum Beispiel
Tempelhof-Schöneberg. Diese Unhandlichkeit ist neben der feineren Gliederung der
alten Bezirke der Anlass, dass in der Beschreibung der mathematischen Orte die alte
Bezirksstruktur zugrunde gelegt wird. Bei Bedarf werden die Namen der bekannteren Ortsteile
genannt.
2) zumindest, so weit dem Autor bekannt
3) Nur bei besonderer Aufmerksamkeit wird den
Betrachtenden der Inschrift auffallen, dass manche Wortzwischenräume nicht als Leerzeichen,
sondern als Punkt auf mittlerer Schrifthöhe ausgestaltet sind.
Dies betrifft hier zum einen den hier abgekürzt wiedergegebenen Vornamen „Johann“,
der hier als Auslassung in eckigen Klammern ausgeschrieben ergänzt ist,
sowie die drei genannten Lebensspannen, die einer Konvention folgend in runden Klammern
eingeschlossen angegeben sind. Auch die schmählich vernachlässigte Interpunktion
wurde ergänzt.
4) Die Hinweise der Fußnote 3) sind
teilweise sinngemäß anwendbar.