Mathematischer Ort des Monats Mai 2019
Die „6“-en in Berlin-Mitte
von
Iris Grötschel
Streetart in Berlin kann auch mathematisch
inspiriert sein. Einem der Straßenkünstler hat es die Zahl „6“ besonders
angetan. Seit Mitte der 1990er Jahre übersät er die Stadt mit seinen Sechsen,
die zum Beispiel auf Bretterverschlägen, Häuserfassaden, Mülleimern, Zäunen
oder Plakatflächen zu entdecken sind. Die Sechs auf dem oberen Bild befindet sich am Bauzaun
des Bibliotheks- und Akademiegebäudes Unter den Linden 8.
Das Gemeinsame all dieser Orte ist ihr marodes Erscheinungsbild. Auf einen schäbigen
Untergrund pinselt der Künstler als Kontrast etwas Vollkommenes, nämlich eine
vollkommene Zahl.
Was ist eine vollkommene Zahl? Eine natürliche Zahl wird
vollkommen (oder auch perfekt) genannt, wenn sie gleich der Summe aller ihrer Teiler außer
sich selbst ist. Die Teiler von 6 sind 1, 2 und 3 und es gilt 1 + 2 + 3 = 6.
Die Zahl 6 ist die kleinste vollkommene Zahl. Die nächsten drei vollkommenen Zahlen sind 28,
496 und 8128.
Diese Sechsen sind natürlich vergänglich. Auch langwierige
Renovierungsmaßnahmen werden schließlich irgendwann vollendet.
Demnächst wird der Bauzaun am Bibliotheks- und Akademiegebäude Unter den Linden abgebaut werden.
Auch die Sechs an der Fassade des ehemaligen Kunsthauses
Tacheles in der
Oranienburger Straße 54 (nachfolgende Bilder) wird im Zuge der Instandsetzungsmaßnahmen
verschwinden. Es könnte also eine gute Idee sein, beizeiten auf Spaziergängen in Mitte
Ausschau nach den Sechsen zu halten – wenn man Streetart mag.
Referenzen
[1] | Iris Grötschel: Das Mathematische Berlin – Historische Spuren und aktuelle Szene, Berlin Story Verlag, Berlin, 2017 |
Bildnachweis
Alle Aufnahmen | Iris Grötschel, Berlin, April 2019 |