Mathematischer Ort des Monats August 2016
Grab von Edmund Landau in Berlin-Weißensee
von
Iris Grötschel
Der Mathematiker Edmund Landau (1877-1938) ist auf dem Jüdischen Friedhof in der Herbert-Baum-Str. 45
in Berlin-Weißensee bestattet. Sein Grab befindet sich im Feld K3.
Für einen Besuch des Grabes wendet man sich am besten direkt hinter dem Eingang nach links,
bis man nach wenigen Metern auf die Friedhofsbegrenzung an der nordöstlichen Seite stößt.
Dort biegt man nach rechts ab und folgt dem breiten Weg neben der Friedhofsmauer,
an der entlang sich repräsentative Grabdenkmäler aneinander reihen.
Nach Passieren der Abteilungen I, VIII und II gelangt man zur Abteilung III.
Das Gräberfeld K3 ist das zweite Feld (hinter A3) in dieser Abteilung.
Landaus Grab befindet sich in der achten Reihe. Zwischen der siebten und achten Reihe führt ein
schmaler, vom ansonsten in diesem Feld dominierenden Efeu befreiter Pfad zum Grab,
das durch eine Privatpflege betreut wird.
Der am 14. Februar 1877 in Berlin geborene Edmund Landau stammte aus einer wohlhabenden,
großbürgerlichen jüdischen Familie. Er studierte Mathematik an der Friedrich-Wilhelms-Universität
(heute Humboldt-Universität) in Berlin, promovierte dort 1899 bei
Ferdinand Georg Frobenius (1849-1917) und habilitierte sich zwei Jahre später.
Anschließend lehrte er als Privatdozent an der Berliner Universität.
Sein Spezialgebiet war die analytische Zahlentheorie, in der er zu einem der führenden Experten wurde.
1909 nahm er einen Ruf nach Göttingen als Nachfolger des früh verstorbenen
Hermann Minkowski (1864-1909) an.
Da Landau bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten an der Ausübung seiner Vorlesungstätigkeit
gehindert wurde, übersiedelte er 1934 mit seiner Familie zurück nach Berlin,
wo er am 19. Februar 1938 an Herzversagen verstarb.
Der jüdische Friedhof Berlin-Weißensee ist einer der größten und schönsten jüdischen Friedhöfe Europas.
Mehr als 115.000 Menschen fanden hier ihre letzte Ruhestätte, darunter viele bedeutende Persönlichkeiten
aus dem Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsleben der Kaiserzeit und der Weimarer Republik.
Dazu zählen etwa die Verleger Samuel Fischer (1859-1934) und Rudolf Mosse (1843-1920),
der Hotelier Berthold Kempinski (1843-1910), der Maler Lesser Ury (1861-1931) und der
KaDeWe-Gründer Adolf Jandorf (1870-1932).
Ein Buch mit einem Rundgang zu ausgewählten Grabstätten kann im Eingangsgebäude des Friedhofs erworben werden.
Die enthaltenen Informationen findet man ebenfalls beim Portal
Historische jüdische Friedhöfe in Berlin.
Gräber auf jüdischen Friedhöfen sind für die Ewigkeit konzipiert und werden nicht eingeebnet.
Um 1875 war die Berliner Jüdische Gemeinde so stark angewachsen, dass die Kapazität des Jüdischen Friedhofs
an der Schönhauser Allee fast erschöpft war. Daher erwarb die Jüdische Gemeinde Berlin 1876 ein etwa 40 ha
großes Areal vor den Toren der Stadt für die Anlage eines neuen Begräbnisplatzes.
Gestaltet wurde der neue Friedhof in Weißensee durch den (nicht-jüdischen) Architekten Hugo Licht (1841-1923),
der die bis heute weitgehend erhaltene geometrisch stringente Struktur aus Grabfeldern und Alleen entwarf.
Der 1880 eröffnete Friedhof, auf dem immer noch bestattet wird, fasziniert heute vor allem durch seine Mischung
aus prachtvollen und einfachen Grabmälern, hohen Bäumen und einer wild wuchernden Natur.
Referenzen
[1] | Wolfgang Gottschalk: Die Friedhöfe der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Argon Verlag, Berlin, 1992 | |
[2] | Britta Wauer und Amélie Losier: Der Jüdische Friedhof Weißensee, Berlin Edition im be.bra Verlag, Berlin, 2010 |
Bildnachweis
alle Bilder | Iris Grötschel |