Mathematischer Ort des Monats Januar 2021
Porträtwand mit Arnold Sommerfeld und Albert Einstein in Berlin-Dahlem
von
Wolfgang Volk
Das
Harnack-Haus (siehe auch diese
Seite der Max-Planck-Gesellschaft),
gelegen an der Ihnestraße (heutige postalische Adresse: Ihnestraße 16-20, 14195 Berlin)
wurde im Jahr 1929 eingeweiht und war als Begegnungsstätte für die Forscher
der verschiedenen Institute der 1911 gegründeten
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG)
konzipiert – auch mit Beherbergungsmöglichkeiten für Gäste.
Das Konzept war schon, dass weit vor den Toren des damaligen Berlins eine Idylle geschaffen
wird, wo Grundlagenforschung betrieben werden kann, ohne die Beeinflussung des Stadtlebens, sondern in der Abgeschiedenheit eines
damals ländlichen Umfelds.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Harnack-Haus
als Offizierskasino von den US-amerikanischen Streitkräften genutzt. Nach dem Abzug der Alliierten
dient das Harnack-Haus wieder als Begegnungsstätte – nun der Nachfolgeorganistion der KWG,
der
Max-Planck-Gesellschaft.
Im Foyer des Harnack-Hauses findet man die sogenannte
Porträtwand (siehe obige
Aufnahme). Die einzelnen Elemente dieser Installation sind quaderförmige Kästchen an deren
Vorderseiten – hinter jeweils einer dicken Plexiglasscheibe – Porträts von
Persönlichkeiten sichtbar sind, die in den Jahren 1929-43 als Mitarbeiter der KWG oder als Gäste das
Harnack-Haus besuchten. (Zu manchen Persönlichkeiten können durchaus mehrere dieser Kästchen
existieren [siehe ein Beispiel weiter unten].) Diese Glasscheiben mit den Porträts lassen sich nach
links aufklappen, so dass sich dem Betrachter ein Text zur jeweiligen Person – sowohl in
deutscher wie auch in englischer Sprache – offenbart. In der Regel sind in den Kästchen auch noch
Faltblätter mit genau diesen Texten zur Mitnahme verfügbar.
Aus mathematischer Sicht ist die Porträtwand deshalb interessant, weil sie auch den Mathematiker
und theoretischen Physiker
Arnold Sommerfeld (1868-1951) sowie dem
Vertreter der mathematischen Physik
Albert Einstein (1879-1955, vergleiche auch die
Ausführungen zum mathematischen Ort
Gedenktafel für Albert Einstein in Berlin-Mitte)
würdigt – letzteren sogar zweifach (siehe weiter unten), ein weiteres Kästchen der
Porträtwand beleuchtet die Freundschaft zwischen Albert Einstein und dem Chemiker
Fritz Haber (1868-1934).
Im Juni 1931 wohnte Arnold Sommerfeld im Harnack-Haus, um an Fritz Habers Kolloquium teilzunehmen.
Trotz zahlreicher Nominierungen erhielt A. Sommerfeld nie den Nobelpreis. (Ähnlich erging es auch
Lise Meitner – sie wurde 48 mal
für den Nobelpreis nominiert.)
Auf Betreiben von Max Planck kam Albert Einstein 1913 nach Berlin und zur KWG,
wohnte anfangs mit seiner Familie in der nahegelegenen Ehrenbergstr. 33.
Es gibt Mutmaßungen, dass A. Einstein sich 1930 im Harnack-Haus mit
Xavier Zubiri,
der zu dieser Zeit dort wohnte, auch über erkenntnistheoretische
Fragen ausgetauscht haben könnte.
Im Jahr der Eröffnung des Harnack-Hauses, 1929, hält A. Einstein dort einen
Vortrag, wobei er kurzfristig für einen erkrankten Redner einspringt.
Trotz der Kurzfristigkeit der Ankündigung muss dieser Vortrag wegen des großen
Interesses in einen größeren Saal, als ursprünglich vorgesehen, verlegt werden.
Als eines der letzten Institute der KWG wurde das Physikalische Institut errichtet und A. Einstein
als ihr Direktor bestellt. Diese Position hat er faktisch nie angetreten; im Jahr 1932 kehrte er nach
einer Vortragsreise nie mehr nach Deutschland zurück.
Die Reflexionen bei den obigen Fotos konnten nie völlig vermieden werden, da die Porträts
hinter dicken Plexiglasscheiben angebracht sind.
Referenzen
[1] | Max-Planck-Gesellschaft: Texte an der Porträtwand |
Bildnachweis
alle Aufnahmen | Wolfgang Volk, Berlin, Oktober 2020 mit freundlicher Genehmigung zur Wiedergabe der Porträts von A. Einstein und A. Sommerfeld aus dem Archiv der Max-Planck-Gesellschaft |