Mathematischer Ort des Monats März 2015
Haus Gauß der Beuth Hochschule in Berlin-Wedding
Die vormalige Ingenieurschule und spätere -akademie Gauß
Beuth und Gauß, diese beiden Namen sind in Berlin ganz eng miteinander verwoben,
wenn es um die praxisorientierte technische Hochschulausbildung von Ingenieuren geht.
Denn sie sind die Namenspatrone der beiden größten und bekanntesten vormaligen
Ingenieurschulen (-späteren Akademien) in Berlin, die heute unter dem Namen Beuth
Hochschule für Technik Berlin (bis 2009 Technische Fachhochschule Berlin) noch immer
ihren etablierten Platz in der Berliner Bildungslandschaft haben.
Die Ursprünge der Gauß-Schule lassen sich bis zur Gründung der 1. Handwerkerschule zu
Berlin unter Otto Jessen am 1. Oktober 1880 zurückverfolgen.
Jessen (1826–1904) war Mathematiklehrer und hatte zuvor in Hamburg bereits eine
Gewerbeschule für Mädchen eröffnet sowie einen Gewerbe- und einen Bildungsverein
gegründet.
Die rasante Entwicklung im Bereich der ingenieurtechnischen Bildung führte bereits
1922 zur Gründung der Gauß-Schule „Höhere Fachschule für feinmechanische Technik und
Elektrotechnik“ - später Ingenieurschule/ -akademie Gauß -, die zusammen mit einer
Technikerschule zunächst das Gebäude des ehemaligen Friedrich-Werderschen Gymnasiums
in der Bochumer Straße 8B bezog.
Die Namensgebung für die neue Schule erfolgte als Würdigung an
Carl Friedrich Gauß,
auf dessen „…unmittelbares Wirken in unserer Stadt (Berlin) [sich die Gauß-Schule
zwar nicht berufen kann], wohl aber darauf, dass Leben und Gesamtwerk des großen
Mathematikers in besonderer Weise einem Bildungsauftrag entsprechen, dem sich…
die Gauß-Schule bis heute verpflichtet fühlt. Dazu zählt sowohl der Anspruch,
den praktischen Nutzen wissenschaftlicher Erkenntnisse, ihre Anwendbarkeit zur
Lösung konkreter Probleme in den Vordergrund der Betrachtungen zu rücken….,
als auch die besondere Förderung von Bildungsaufsteigern aus schwächeren sozialen
Schichten.“ (siehe [1, S. 101]).
Der Bedarf an Ingenieuren nach dem II. Weltkrieg ließ die Schülerzahlen ein weiteres
Mal so stark ansteigen, dass die Ingenieurschule Gauß Anfang der 1960er an den
Grenzen ihrer Kapazität angekommen und ein Umzug unumgänglich war. Ein neues Domizil
fand die Ingenieurschule in dem extra neu errichteten Gebäude an der Luxemburger Straße
in Wedding.
Mit der Wahl dieses Standortes direkt neben der Ingenieurschule Beuth, die dort bereits
seit 1913 ihren Standort hatte, sowie vis á vis zum Virchow-Klinikum, war das auf
Drängen der Industrie bereits um 1900 geplante Ingenieurzentrum in Wedding nun zur
Umsetzung gekommen.
Zur Erinnerung an den großen Mathematiker und Namensgeber trägt das Haus nicht nur weithin
sichtbar seinen Namen (siehe Bild oben), sondern eine Tafel im Eingangsbereich (siehe Bild links) verweist auf die enge
inhaltliche Beziehung zwischen Gauß und seiner Bedeutung für technisch-praktische
Ausbildung heutiger Ingenieure.
Aber die Mathematik hat an der Beuth Hochschule noch in ganz anderer besonderer Weise einen
bedeutungsvollen Platz. So wird Mathematik zum Beispiel als eigener Studiengang gelehrt.
2013 wurde der Festsaal der Beuth Hochschule nach der ersten Dozentin und späteren
Professorin Prof. Dr.
Ingeborg Meising der Beuth Hochschule benannt, einer Mathematikerin.
Prof. Meising lehrte ab 1950 an der Ingenieurschule Beuth und ab 1971 Mathematik und die
damals noch junge Disziplin „Rechenanlagen“ an der Technischen Fachhochschule Berlin.
Sie war eine engagierte Hochschulprofessorin, die 1981 mit dem Bundesverdienstkreuz
ausgezeichnet worden ist.
Weitere Informationen zur Beuth Hochschule findet man unter:
www.beuth-hochschule.de
www.beuth-hochschule.de
Referenzen
[1] | Jürgen Tippe: Carl Friedrich Gauß, in Günter Sodan (Hrsg.): Die Technische Fachhochschule Berlin im Spektrum Berliner Bildungsgeschichte, Berlin 1988 |
Bildnachweis
Ingenieur- akademie |
Quelle: Historisches Archiv der Beuth Hochschule für Technik Berlin | |
Haus Gauß | Foto: Ernst Fesseler | |
Tafel zu C. F. Gauß |
Foto: Christina Przesdzing | |
Ingeborg- Meising-Saal |
Foto: Pressestelle der Beuth Hochschule für Technik Berlin |