Mathematischer Ort des Monats Dezember 2019
Das Knoblauchhaus in Berlin-Mitte
von
Wolfgang Volk
Das Knoblauchhaus in der Postraße 23, im
Nikolaiviertel im Berliner Stadtbezirk Mitte gelegen,
wird oft als ältestes Haus Berlins bezeichnet, weil es den Zweiten Weltkrieg überwiegend unbeschadet
überstand, während die benachbarte Nikolaikirche ausbrannte und die meisten Gebäude in der Umgebung
zerstört wurden. Es wurde vom Nadlermeister Johann Christian Knoblauch1)
(1723-1790) nach dem Erwerb des Anwesens 1759 und Abriss des vorhandenen Gebäudebestands in den Jahren 1759-1761
neu errichtet.
Heute ist das Knoblauchhaus ein Museum – Teil des
Stadtmuseums –, in dem die Biedermeierzeit dem Besucher vor Augen
geführt wird. Warum das Knoblauchhaus zu einem mathematischen Ort taugt, wird erst mit den weiteren
Ausführungen deutlich werden. Zunächst soll aber erst einmal der Ort an sich vorgestellt werden.
Auf dem vorstehenden Bild sind rechts vom Eingang das rote Informationstableau und die Gedenktafel zu erkennen,
deren Text verschiedene Mitglieder der Familie Knoblauch würdigt.
Der Text dieser Tafel lautet wie folgt:
Knoblauchhaus
Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur // Bauherr Johann Christian Knoblauch // erwarb 1750 in Berlin das Bürgerrecht // und ließ das Gebäude errichten.
Sein Enkel Carl Knoblauch, Stadtrat, // Abgeordneter des Kurmärkischen Landtags, // verfasste die Denkschrift über die Neuordnung // der Gewerbeordnung im Zuge der Stein- // Hardenbergschen Reformen
Als Vorstand und Schatzmeister des Vereins // der Kunstfreunde besuchten ihn in diesem Haus // Schinkel, Beuth, Schadow, Schleiermacher, Rauch, Tieck, Begas.
Eduard Knoblauch, Architekt für den Bau // der russischen Botschaft und der jüdischen Synagoge, // begründete den Berliner Architektenverein.
Armand Koblauch gründete 1868 das Böhmische // Brauhaus.
Bernhard Knoblauch richtete Unfallstationen // und das Krankentransportwesen ein und // gründete den Verband der Ersten Hilfe.
Zeugnis bürgerlicher Wohnkultur // Bauherr Johann Christian Knoblauch // erwarb 1750 in Berlin das Bürgerrecht // und ließ das Gebäude errichten.
Sein Enkel Carl Knoblauch, Stadtrat, // Abgeordneter des Kurmärkischen Landtags, // verfasste die Denkschrift über die Neuordnung // der Gewerbeordnung im Zuge der Stein- // Hardenbergschen Reformen
Als Vorstand und Schatzmeister des Vereins // der Kunstfreunde besuchten ihn in diesem Haus // Schinkel, Beuth, Schadow, Schleiermacher, Rauch, Tieck, Begas.
Eduard Knoblauch, Architekt für den Bau // der russischen Botschaft und der jüdischen Synagoge, // begründete den Berliner Architektenverein.
Armand Koblauch gründete 1868 das Böhmische // Brauhaus.
Bernhard Knoblauch richtete Unfallstationen // und das Krankentransportwesen ein und // gründete den Verband der Ersten Hilfe.
Betritt man das Knoblauchhaus, so führt ein Gang zum Treppenhaus, das sich zentral im Gebäude befindet.
Rechter Hand befinden sich drei Tafeln, welche die Geschichte des Gebäudes erläutern; eine weitere
informiert allgemein. Der Geschichte des Knoblauchhauses lässt sich auch die Erbfolge entnehmen.
Der zweitälteste Sohn von Johann Christian Knoblauch namens Friedrich Carl (1765-1813,
Rufnamen sind unterstrichen) gründet 1789 in den Geschäftsrämen des Vaters eine Tuch-,
Weißwaren und Seidenhandlung.
Nach dem Tod Friedrich Carls übernimmt dessen ältester Sohn Friedrich Wilhelm
Carl (1793-1859) die Seidenhandlung. Der Seidenfabrikant Gottlieb Keibel, ein Onkel Friedrich Wilhelm
Carls, zieht in das Knoblauchhaus ein. Im Jahr 1818 heiratet Friedrich Wilhelm Carl seine Cousine
Henriette und vereinigt die Seidenhandlung seines Schwiegervaters und Onkels mit dem eigenen Unternehmen.
Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm Carl übernimmt dessen Sohn Carl Hermann (1820-1895) das
Gebäube und die Seidenhandlung. Da er selbst eine Professur für Physik in Halle innehat, lässt
er das Unternehmen durch einen Geschäftsführer leiten.
Die beschriebene Erbfolge kann auch dem Abschnitt „Familiengeschichte ab dem Bau des Hauses“ des
Wikipedia-Artikel über das Knoblauchhaus [3]
entnommen werden.
Der Mathematiker
Carl Hermann Friedrich Reinhold Johannes
Knoblauch, der an der Berliner Universität lehrte, ist Sohn von Carl Hermann aus erster Ehe.
In der Literatur gibt es Hinweise darauf, dass er, der Mathematiker, zeitweise im Haus mit der postalischen
Adresse Poststr. 23 wohnte, obwohl er dort offenbar nicht gemeldet war [2],
so:
- in [1, S. 65] in der Fußnote 31, wo die Rede davon ist, dass Heinrich von Stein sich nach 1881 wiederholt dort aufhielt,
- in [1, S. 204] in der Fußnote 255, wo angegeben ist, dass Heinrich von Stein … bei früheren Besuchen in diesem Haus weilte, in dem sein Freund Johannes Knoblauch zeitweilig wohnte.
Im Speisezimmer, heute der erste Raum des Rundgangs durch das Museum im 1. Obergeschoss des Knoblauchhauses,
befindet sich eingerahmt links neben dem Kachelofen eine „Zeichnung des Hauses C. Poststrasse 23
Grundbuch // Berlin Mitte Bd. 4 Blatt 356 den Carl Knoblauchschen Erben gehörig.“ mit den Grundrissen
der verschiedenen Geschosse sowie eine Schnittzeichnung im Aufriss im Maßstab 1:100 zu einem Baugesuch aus
dem Jahr 1911, das für die Erben von Johannes Knoblauch unterschrieben ist.
Einer Ahnentafel im zweiten Raum des Rundgangs, dem Kontor, ist unter dem Eintrag für
Johann Christian Knoblauch folgender Text zu entnehmen:
J. C. K.
erwarb in Berlin das Grundstück Post-Straße 23 im Jahre 1759, ließ das alte Haus abreißen
und errichtete im // selben Jahr das noch heute bestehende Gebäude. Es war bis 1929 im Besitz der Geschwister
(Hermann's Kinder), mußte aber an die Stadt verkauft werden, die mit Enteignung drohte zwecks Unter- //
grundbahnbau, Straßendurchbrüche usw. 170 Jahre war das Haus somit in der Familie. Noch heute sind die
Dokumente von Friedrich dem Großen über Verfügungen zur Bauausführung im Besitz der
Familie.
Referenzen
[1] | Markus Bernauer: Heinrich von Stein, Walter de Gruyter, Berlin -New York, 1998 (Supplementa Nietzscheana, Bd. 4) | |
[2] | Jan Mende: Informationsaustausch per e-Mail, | |
[3] | Wikipedia: Knoblauchhaus |
Bildnachweis
alle Fotos | Wolfgang Volk, Berlin, aufgenommen im Februar 2019 |
1) Auf der im Kontor im ersten Obergeschosses des Knoblauchhauses
angebrachten Ahnentafel ist zu entnehmen, dass nach dem Kirchenbuch in Heegermühle der Nachname Knobloch
(wie bei seinen Vorfahren) lautete, er nach eigener Briefunterschrift jedoch Knoblauch verwendete,
der Nachname, den all seine Nachfahren trugen.