Mathematischer Ort des Monats August 2017
Skulptur Galileo in Berlin-Tiergarten
von
Iris Grötschel
Die Skulptur Galileo von Mark di Suvero erhebt sich imposant und weit ausgreifend aus dem
Piano-See, der zum Neubaukomplex am Potsdamer Platz gehört. Aus vier unregelmäßig
in der Wasserfläche verteilten Granitsockeln wachsen mit einer rostigen Patina überzogene
Stahlträger empor.
Sie werden ergänzt durch weitere geradlinige Stahlstreben sowie kreisförmige Elemente.
So entsteht der Eindruck eines Knotens, aus dessen Zentrum Blitze in den Himmel zucken.
Das Kunstwerk lässt sich als abstraktes Denkmal für den italienischen Mathematiker und
Naturwissenschaftler Galileo Galilei
(1564-1642) deuten oder als eine ideelle Darstellung der Forschungen Galileis zur Schwerkraft und
zur Bewegung von Himmelskörpern interpretieren. Gerne wird Galileis Ausspruch zitiert:
„Die Mathematik ist das Alphabet, mit dem Gott die Welt geschrieben hat.“
Der Künstler Mark di Suvero wurde
1933 in Shanghai, China als Sohn italienischer Eltern geboren.
Mit 20 Jahren emigrierte er in die USA. Suvero lebt und arbeitet heute in den USA und in Frankreich.
Sein künstlerisches Werk umfasst überwiegend Großplastiken, für die er häufig
Stahlträger verwendet.
Der künstlich angelegte See, in dem sich die Skulptur befindet, stellt ein städtebauliches
Verbindungselement vom Marlene-Dietrich-Platz zum Reichpietschufer am Landwehrkanal dar.
Benannt wurde er nach dem italienischen Architekten
Renzo Piano (geb. 1937), dem Masterplaner
des DaimlerChrysler-Quartiers. Das Kunstwerk korrespondiert auf der einen Seite mit den in den
1990er Jahren hier errichteten Neubauten und auf der anderen Seite mit den bereits länger
bestehenden Bauwerken, wie z. B. der Neuen Staatsbibliothek. Auf dem Foto erkennt man im
Hintergrund ein historisches Gebäude, dessen Fassade im Jahr 2001 durch die Installation
WindSpiegelWand
des isländisch-dänischen Künstlers
Ólafur Elíasson akzentuiert wurde.
Die Skulptur Galileo aus der Daimler Art Collection wurde nicht speziell für diesen Ort geschaffen,
sondern war bereits zuvor in Ausstellungen 1995 in Venedig und 1997 in Paris zu sehen.
An dieser Stelle steht das Kunstwerk seit dem Herbst 1998. Zur
Daimler Art Collection, die ihren Berliner Sitz im Haus Huth
an der Alten Potsdamer Straße hat, gehören unter anderem auch mathematisch inspirierte Werke von
Hanne Darboven (1941-2009).
Referenzen
[1] | Hans Dickel, Uwe Fleckner (Hrsg.): Kunst in der Stadt – Skulpturen in Berlin 1980-2000, Nicolai Verlag, Berlin 2003 | |
[2] | Iris Grötschel: Das Mathematische Berlin – Historische Spuren und aktuelle Szene, Berlin Story Verlag, Berlin 2017 |
Bildnachweis
Skulptur | Iris Grötschel, Berlin |