Mathematischer Ort des Monats November 2023
St.-Albertus-Magnus-Kirche in Berlin-Halensee
von Wolfgang Volk
 
St.-Albertus-Magnus-Kirche
St.-Albertus-Magnus-Kirche
 
Es wird nicht allzu oft vorkommen, dass ein Gotteshaus zu einem mathematischen Ort avanciert – im vorliegenden Fall ist der Name Programm.
Albertus Magnus wurde um das Jahr 1200 in oder nahe bei Lauingen an der Donau geboren [5]. Man geht davon aus, dass Albert seine Jugendjahre auch dort verbrachte [2]. Gesichert ist hingegen, dass er ab 1223 in Padua die Freien Künste studierte und in den Dominikanerorden eintrat. (Hier soll sein Lebenslauf nur kurz nachvollzogen werden, weitere Details findet man in den Quellen [1-3 und 5].) Sein Noviziat absolvierte er in Kön, wo er auch das Studium der Theologie aufnahm. Von 1228 – 1240 lehrte er an verschiedenen Klosterschulen der Dominikaner, studierte ab 1240 weiter Theologie in Paris, wo er 1245 den Titel eines Magisters dieses Fachs erwarb und anschließend drei weitere Jahre dort lehrte. Ab 1248 unterrichtete er in Köln und wurde 1254 Provinzial der deutschen Dominikanerprovinz, was eine immense Reisetätigkeit mit sich brachte. 1260 wurde er Bischof von Regensburg, legte dieses Amt aber bereits zwei Jahre später wieder nieder und zog auf Order des Papstes als Kreuzzugsprediger durch die deutschen Lande und durch Böhmen. Nach 1264 nahm er wieder seine Lehrtätigkeit auf, zunächst in Würzburg und Straßburg und etwa ab 1270 wieder im Dominikanerkloster Heilig Kreuz in Köln. Er verstarb am 15. November 1280 in Köln.
Albertus kam schon früh mit den Schriften des Aristoteles in Kontakt, studierte auch die Kommentare aus dem arabischen und auch jüdischen Kulturkreis. Damit leitet er die Rezeption der Grundbegriffe der griechischen Philosophie und insbesondere der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ein, die er durch eigene Beobachtungen und Experimenten untermauert. Dabei überrascht die Vielseitigkeit seiner schriftlichen Ausführungen: in Glaubensfragen, doch unter anderem auch mit zoologischen, botanischen und mineralogogischen Betreff [3]. Auch verfasste er einen Kommentar zum Werk „Elemente“ des Euklid [1].
Albertus Magnus
Statue des Sankt Albertus Magnus
 
Albertus wurde 1622 selig- und erst 1931 heiliggesprochen [5]. 1931 wurde das Albertus-Magnus-Institut in Köln gegründet, das 1954 nach Bonn verlegt wurde. Papst Pius XII. ernannte Albertus Magnus am 16. Dezember 1941 zum Schutzpatron der Naturwissenschaftler. Genauso wie die Frage, ob Mathematik entdeckt oder erfunden wird, wird auch die Frage, ob Mathematik eine Natur- oder eine Geisteswissenschaft ist, kontrovers diskutiert (vergleiche zum Beispiel die Ausführungen zum Workshop Mathematik zwischen Natur- und Geisteswissenschaften aus dem Jahr 2008 oder auch [4]). So wurde in der Vergangenheit Promovierten im Fach Mathematik der akademische Titel Doktor der Philosophie (Dr. phil.) zuerkannt, heute ist es in der Regel der Titel Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.). Insofern ist es Ermessenssache, ob man sich als Mathematikerin oder als Mathematiker unter den Fittichen von Albertus Magnus wähnt oder eher nicht.
Die katholische Kirche St. Albertus Magnus wurde in den Jahren 1960–1962 nach Plänen des Archtekten Alfons Leidl errichtet [6]. Die Kirchengemeinde existiert allerdings bereits seit etwa dem Jahr 1935, Halensee gehörte ursprünglich zum Einzuggebiet der katholischen Kirchengemeinde St. Ludwig. Am 1. April 1962 wurde die neu errichtete Kirche durch den damaligen Bischof Berlins, Alfred Kardinal Bengsch, geweiht. Doch bereits zum Ende des vergangenen Jahrhunderts war der Rückgang der Gemeindeglieder derart spürbar, dass 1998 der damalige Pfarrer abberufen und kein neuer bestellt wurde. 2003 wurden die Pfarreien St. Ludwig und St. Albertus Magnus zusammengelegt. Seit September 2023 finden in der Kirche keine Messen mehr statt. Am „Schwarzen Brett“ sind derzeit (Oktober 2023) bereits in Gestalt eines Grabsteins Geburts- und Sterbedatum des Gotteshauses wiedergegeben. Das Schreiben zur Schließung der Kirche ist ebenfalls ausgehängt.
Aushang
Schwarzes Brett an der St.-Albertus-Magnus-Kirche
 
Albertus Magnus ist auf einer am 8. Mai 1980 erschienenen Europamarke in der Reihe „Bedeutende Persönlichkeiten“ abgebildet. Später im betreffenden Jahr jährte sich dessen Todestag zum 700-sten Mal. Auch eine Rollenmarke aus der Serie „Bedeutende Deutsche“ vom 18. September 1961 ist Albertus gewidmet.
Europa-Briefmarke
Briefmarke zu Albertus Magnus aus dem Jahr 1980
 

Referenzen

[1]   John J. O'Connor und Edmund F. Robertson: Saint Albertus Magnus, Mac Tutor – History of Mathematics Archive
[2]   Wolfgang Volk: Albertus-Weg in Lauingen, virtuelle Ausstellung Zeugnisse zu Mathematikern
[3]   Wolfgang Volk: Informationstafeln in Köln, virtuelle Ausstellung Zeugnisse zu Mathematikern
[4]   Bodo Volkmann: Die Mathematik zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, Physikalische Blätter 22. Jg., Heft 6 (1966), S. 241 – 250
[5]   Wikipedia: Albertus Magnus
[6]   Wikipedia: St. Albertus Magnus (Berlin)
 

Bildnachweis

Statue   Bodo Kubrak, Aufnahmedatum: 17. Juni 2012, Beschreibung: Albertus-Statue an der Wand des Kirchenschiffs, Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/20/St._Albertus_Magnus_%28Berlin%29_Albertusstatue.JPG/768px-St._Albertus_Magnus_%28Berlin%29_Albertusstatue.JPG?uselang=de Wikimedia Commons, CC0 1.0 Verzicht auf das Copyright
alle anderen Aufnahmen   Wolfgang Volk, Berlin, Oktober 2023