Mathematischer Ort des Monats Februar 2019
Würfelskulptur in Berlin-Kreuzberg
von Iris Grötschel
 
Am Halleschen Ufer nördlich des Landwehrkanals ungefähr auf der Höhe des U-Bahnhofs Möckernbrücke fällt ein raumgreifender Würfel ins Auge. Dieses Werk des US-amerikanischen Künstlers Sol LeWitt (1928-2007) befindet sich auf einer Grünfläche westlich des Eingangsbereiches zum Familiengericht Tempelhof-Kreuzberg, Hallesches Ufer 62.
Wuerfelskulptur
Skulptur „Structure“ von Sol LeWitt
 
Die Skulptur besteht aus weißen ineinandergesteckten Aluminium-Vierkantstäben. Diese markieren 125 gedachte Würfel mit jeweils einem Kubikmeter Inhalt, die zu einem großen Würfel mit den Maßen 5m ˟ 5m ˟ 5m zusammengestellt sind. Der Aufbau des Kunstwerks ist also mathematisch streng strukturiert. Die offene modulare Konstruktion führt jedoch je nach Blickwinkel auf die Gitterstäbe zu einer immer wieder anderen Wahrnehmung des Kunstwerks.
Gitterstrukturen aus Holz oder Metall sind typisch für das Werk Sol LeWitts. Seine Kunstobjekte sind dem Minimalismus (Minimal-Art) zuzuordnen, einer Kunstrichtung, die vor allem von US-amerikanischen Künstlern vertreten wird. Skulpturen werden auf einfache geometrische Muster reduziert, wobei häufig industriell vorgefertigte Elemente eingesetzt werden. Sol LeWitt selbst bezeichnet seine dreidimensionalen Arbeiten nicht als Skulptur, sondern als „structures“.
Wuerfelskulptur mit Gerichtsgebaeude
Die Würfelskulptur befindet sich vor dem Familiengericht Tempelhof-Kreuzberg
 
Es ist kein Zufall, dass das Bauwerk hinter der Skulptur ebenfalls von quadratischen Formen dominiert wird. Dieses Gerichtsgebäude wurde von dem Architekten Oswald Mathias Ungers (1926-2007) entworfen, der als „Meister des Quadrats“ bekannt ist. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Auftrag für ein begleitendes Kunstwerk an einen Künstler des Minimalismus ging. Auch Sol LeWitt hat seine Formensprache auf einfache geometrische Strukturen reduziert. Die Würfelskulptur entwarf er anhand der ihm vom Büro Ungers zur Verfügung gestellten Baupläne. Der Neubau des Gerichtsgebäudes sowie die Skulptur wurden 1994 eingeweiht.
Weitere Gebäude des Architekten Oswald Mathias Ungers in Berlin-Mitte zeugen von seiner Liebe zum Quadrat, wie in den folgenden Bildern deutlich wird.
Quartier 2015
Das Quartier 205 an der Friedrichstraße 67
 
Dorotheenhoefe
Die Dorotheenhöfe an Georgenstraße und Neustädtischer Kirchstraße
 

Referenzen

[1]   Hans Dickel und Uwe Fleckner (Hrsg): Kunst in der Stadt – Skulpturen in Berlin 1980-2000, Nicolai Verlag, Berlin, 2003
 

Bildnachweis

alle Fotos   Iris Grötschel, Berlin