Mathematiker des Monats Februar 2015
Johann Peter Gustav Lejeune Dirichlet (1805-1859)
von Karin Reich
Der am 13. Februar 1805 in Düren geborene Johann Peter Gustav Lejeune Dirichlet
besuchte sowohl in Bonn als auch in Köln das Gymnasium. Er studierte in Paris, wo er
im Mai 1822 eintraf. Dort waren vor allem Sylvestre-François Lacroix, Joseph Fourier
und Siméon-Denis Poisson seine Lehrer. Im Jahre 1825 sorgte Dirichlets Arbeit
„Mémoire sur l'impossibilité de quelques équations
indéterminées du cinquième degré“ für Aufsehen,
Gutachter waren Adrien-Marie Legendre und Lacroix. Ende November 1826 verließ
Dirichlet Paris und kehrte nach Deutschland zurück. Dort wurde seine am 11. Juli 1825
in Paris ausgezeichnete Arbeit 1828 im Band 3 des Journals
für die reine und angewandte Mathematik veröffentlicht.
Im Februar 1827 wurde er von der Universität Bonn ehrenhalber promoviert.
Auf Grund einer Empfehlung von Alexander von Humboldt, den Dirichlet bereits in Paris
kennengelernt hatte, wurde Dirichlet am 1.4.1827 als besoldeter Privatdozent an die
Universität Breslau berufen. Auf seiner Reise nach Breslau stattete er am 18.3.1827
Gauß in Göttingen einen ersten Besuch ab. Im September 1828 fand in Berlin die
7. Versammlung der Gesellschaft
Deutscher Naturforscher und Ärzte statt; hier traf Dirichlet erneut
Gauß und schloss Freundschaft mit Wilhelm Weber.
Ab Oktober 1828 ließ sich Dirichlet in Breslau, wo er im April
außerordentlicher Professor geworden war, beurlauben, um in Berlin an der
Allgemeinen Kriegsschule (ab 1.10.) und an der Universität (ab Ostern 1829) zu
unterrichten. Nach zweimaliger Verlängerung seiner Beurlaubung von Breslau wurde
Dirichlet am 13.7.1831 endgültig als außerordentlicher Professor an die
Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität versetzt. Ebenfalls im Jahre 1831 wurde
Dirichlet als Nachfolger von Martin Ohm als Professor an die Bauakademie in Berlin berufen.
Bis 1834 unterrichtete er noch an der Bauakademie, im Jahre 1835 wurde dort Ferdinand
Minding sein Nachfolger. Am 11.5.1839 erfolgte endlich Dirichlets Ernennung zum
ordentlichen Professor an der Universität Berlin. An der Kriegsschule lehrte er
parallel dazu weiter bis 1855.
Mit Dirichlet begann das goldene Zeitalter der Mathematik in Berlin, er war dort der
erste Mathematiker von Weltgeltung, so Helmut Koch.
Am 19.1.1832 wurde Dirichlet zum Mitglied der Berliner
Akademie gewählt.
Dirichlet heiratete am 22. Mai 1832 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, die jüngere
Schwester der Komponistin Fanny Hensel und des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy.
Im Sommer 1839 konnte er eine Reise nach Paris antreten, von 1843-1845 verhalf ihm eine
von Humboldt unterstützte Beurlaubung zu einer ausgiebigen Italienreise.
Dirichlet konnte in allen Lebenslagen mathematische Probleme lösen, so wird von
Ernst Kummer berichtet „Als Beispiel hierfür kann ich anführen, dass er
die Lösung eines schwierigen Problems der Zahlentheorie, womit er sich längere
Zeit vergeblich bemüht hatte, in der Sixtinischen Kapelle in Rom ergründet hat,
während des Anhörens der Ostermusik, die in derselben aufgeführt zu werden
pflegt.“ Wahrscheinlich handelte es sich bei diesem Problem um den später
sogenannten Dirichletschen
Einheitensatz.
Am 16. Juli 1849 feierte man in Göttingen das 50-jährige Doktorjubiläum
von Gauß, wobei C. G. J. Jacobi und Dirichlet
als offizielle Abgesandte der Berliner Akademie fungierten.
Nach Gauß' Tod am 23. Februar 1855 wurde Dirichlet als sein Nachfolger nach
Göttingen berufen. Diese Position hatte er bis zu seinem Lebensende inne; er verstarb
am 5. Mai 1859 in Göttingen. Dirichlets Nachfolger in Berlin wurde Ernst Kummer,
in Göttingen folgte ihm Bernhard Riemann nach.
Dirichlet wirkte vor allem auf dem Gebiete der Zahlentheorie und der Analysis.
Als seine zwei bedeutendsten Doktoranden sind Leopold Kronecker (Gutachter Franz Encke
und Dirichlet) im Jahre 1845 zu nennen, sowie Rudolph Lipschitz im Jahre 1853.
Seine Vorlesungen hinterließen nachhaltigen Eindruck, mehrere seiner
Vorlesungsmanuskripte wurden posthum veröffentlicht. Besonders erwähnt werden
soll, dass Dirichlet ein großer Verehrer von Gauß war und umgekehrt Gauß
Dirichlets Arbeiten als „Juwelen“ einschätzte.
Referenzen
[1] | Kurt-Reinhard Biermann: Johann Peter Gustav Lejeune Dirichlet. Dokumente für sein Leben und Wirken, Abhandlungen der deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Klasse für Mathematik, Physik und Technik 1959 Nr.2, Berlin, 1959 | |
[2] | Kurt-Reinhard Biermann: Die Mathematik und ihre Dozenten an der Berliner Universität 1810 - 1933, Akademie-Verlag, Berlin, 1988, Hier Dirichlet: S. 41 - 52, ISBN 3-05-500402-7 | |
[3] | Ernst Kummer: Gedächtnisrede auf Gustav Peter Lejeune Dirichlet, Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1860) 1861, S. 1 - 36. Ferner in: Dirichlet, Werke, Bd.2, hrsg. von Lazarus Fuchs, Berlin 1897, S. 309 - 344 | |
[4] | Gert Schubring: Die Promotion von P. G. Lejeune Dirichlet, Biographische Mitteilungen zum Werdegang Dirichlets. In: NTM-Schriftenreihe für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin 21, 1984, Heft 1, S. 45 - 65 |
Bildnachweis
Porträt | Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons, Porträt | |
Gedenktafel, Geburtshaus | Wolfgang Volk, Berlin, Gedenktafel am Geburtshaus von Johann Peter Gustav Lejeune Dirichlet in Düren | |
Grabstätte | Wolfgang Volk, Berlin, Grab von Peter Gustav Lejeune Dirichlet in Göttingen |