Mathematischer Ort des Monats Mai 2017
Stolperstein für Kurt Grelling in Berlin-Lichterfelde
von
Iris Grötschel
Zur Erinnerung an den Mathematiker
Kurt Grelling wurde im
Jahr der Mathematik auf Initiative mehrerer
Berliner Mathematiker am 13. September 2008 ein Stolperstein verlegt.
Ein weiterer Stolperstein wurde gleichzeitig seiner Ehefrau Margareta gewidmet.
Beide Gedenksteine befinden sich vor dem ehemaligen Wohnhaus des Ehepaares in der
Königsberger Str. 13 in Berlin-Lichterfelde.
„Stolpersteine“ ist ein Projekt des 1947 in Berlin
geborenen Künstlers Gunter Demnig,
mit dem an Menschen erinnert wird, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden.
Stolpersteine sind Betonquader mit einer Kantenlänge von 10 cm, die in den Gehweg vor dem letzten frei
gewählten Wohnort von Opfern des NS-Regimes eingelassen werden. Auf einer Messingplatte an der Oberseite
der Steine sind der Name, das Geburtsjahr sowie weitere Details zum Schicksal der verfolgten einstigen
Hausbewohner eingraviert. Die Patenschaften für die Stolpersteine von Kurt und Margareta Grelling haben
die Mathematiker Peter Deuflhard und
Alexander Mielke übernommen.
Weitere Stolpersteine in Berlin, die an Mathematiker erinnern, gelten
Margarete Kahn und Robert Remak (verlegt am 13. September 2008) sowie
Alexander Grothendieck (verlegt am 22. März 2017).
Der Mathematiker, Logiker und Philosoph Kurt Grelling wurde am 2. März 1886 in Berlin geboren.
Er studierte ab 1905 an der Universität Göttingen, wo er 1910 bei
David Hilbert promovierte.
Bekannt ist er vor allem für seine Publikationen über Paradoxien, speziell die semantische Antinomie,
welche nach ihm und seinem Mitstreiter als
Grelling-Nelson-Antinomie
bezeichnet wird.
Da Grelling keine Universitätsposition finden konnte, arbeitete er ab 1923 an der
Walter-Rathenau-Oberrealschule in Berlin-Neukölln als Gymnasiallehrer.
Diese Stelle verlor er 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft. 1937 flüchtete Grelling nach Brüssel.
Nach der deutschen Invasion in Belgien wurde er festgenommen, nach Frankreich deportiert und
dort interniert.
Er wurde schließlich nach Auschwitz verschleppt und dort wahrscheinlich bei seiner Ankunft am
18. September 1942 ermordet.
Mit Kurt Grelling gemeinsam wurde seine nichtjüdische (zweite) Ehefrau Margareta Grelling
(geborene Berger, geboren am 10. Januar 1898 in Berlin, Eheschließung am 21. März 1925 in Berlin)
ermordet. Sie hatte sich geweigert, sich von ihm zu trennen oder gar scheiden zu lassen.
Ihre beiden Kinder Karin (geboren 1927) und Klaus (geboren 1930) hatten die Grellings 1939
in einem Schweizer Internat in Sicherheit bringen können. Im Jahr 2008 konnte mit der Tochter
Karin Gimple-Grelling in der Schweiz und mit dem Sohn Claude Grelling in den USA Kontakt
aufgenommen werden. Beide wurden zur Verlegung der Stolpersteine für ihre Eltern eingeladen.
Leider war es ihnen nicht möglich, daran teilzunehmen.
Referenzen
[1] | DFG-Forschungszentrum MATHEON: Stolpersteine zum Gedenken an Berliner Mathematiker (PDF, 17,8 MB), Berlin, 2008 | |
[2] | Iris Grötschel: Das mathematische Berlin, Berlin Story Verlag, Berlin, 2017, ISBN 978-3-95723-118-5 | |
[3] | Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin: Stolpersteine in Berlin |