Mathematischer Ort des Monats April 2019
Tafel zu Johann III Bernoulli in Berlin-Köpenick
von Wolfgang Volk
 
Johann III Bernoulli
Tafel zu Johann III Bernoulli
 
Die östliche Seite des Schlossplatzes in der Altstadt Köpenicks wird vom Wohnhaus mit der postalischen Adresse Grünstraße 4 abgeschlossen. Eine Tafel des Heimatvereins Köpenick schmückt dieses Gebäude. Sie ist neben dem Hauseingang angebracht und würdigt das historische Bauwerk, benennt aber auch einige Eigentümer – darunter auch den Astronomen und Mathematiker Johann III Bernoulli.
Die Tafel zeigt im oberen Bereich das Wappen des Stadtbezirks Treptow-Köpenick und einen groben Lageplan, in dem die Lage des Gebäudes markiert ist sowie die Adresse des Hauses. Darunter ist einen Fotografie aus dem Jahr 1929 wiedergegeben (siehe das nachstehende Bild) und rechts davon eine kurze Beschreibung in deutscher und englischer Sprache. Ganz unten ist in bescheidener Größe das Emblem und der Name des örtlichen Heimatvereins zu finden.
Aufnahme von 1929
Aufnahme von 1929
 
Nachstehend soll der deutsche Text der Tafel wiedergegeben werden:
Das 1894 erbaute Wohn- und Geschäftshaus
steht auf den Fundamenten eines Gebäudes
von 1686. Das Grundstück gelangte 1728 in
den Besitz des Apothekers und damaligen
Köpenicker Bürgermeisters Johann Friedrich
Ungnad und hatte ab 1764 verschiedene
Besitzer. 1794-1807 war es Eigentum und
Domizil von Johann Bernoulli III.
1) (1744-1807).
Der in Basel geborene Mathematiker und
Astronom war seit 1764 Mitglied der Berliner
Akademie der Wissenschaften
2), seit 1767
Direktor ihrer Sternwarte, 1791 Direktor der
Akademieklasse für Mathematik.
Was hinter den Jahreszahlen und den sehr kurz gefassten Angaben im letzten Absatz nicht hervorgeht ist, dass Johann III Bernoulli bereits im Alter von 18 Jahren vom preußischen König Friedrich dem Großen3) nach Berlin berufen wurde [1].
In [3] ist dem Apotheker Johann Friedrich Ungnad der Abschnitt 3.2.1, S. 71-84, gewidmet. Dort ist davon die Rede, dass das Vorgängergebäude in der Grünstraße 1696 zweigeschossig errichtet wurde und der Besitz noch ein Brauhaus, Ställe und eine Scheune umfasste.
Aufnahme von 2018
Aufnahme von 30. Dezember 2018
 
Das letzte Bild zeigt die heutige Hausfront, links des Hauseingangs aber noch im Torbogen ist die oben beschriebene Tafel zu erkennen.
Abschließend sei noch angemerkt, dass sich die Grabstätte von Johann III und seiner Gattin auf dem Friedhof der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Köpenick befindet.
 

Referenzen

[1]   Moritz Cantor: Bernoulli, Johann III, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig, 1875, S. 482
[2]   Otto Spiess: Bernoulli, Johann (III), in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Band 2, Duncker & Humblot, Berlin, 1955, S. 131, ISBN 3-428-00183-4
[3]   Uta Heine: Die 1683 gegründete kurfürstlich privilegierte Stadt-Apotheke zu Köpenick und Apothekergeschichten von damals bis heute, Hrsg.: Heimatverein Köpenick e. V., rote Serie: Hausgeschichte(n) aus Treptow-Köpenick, Band 5, trafo Literaturverlag, Berlin, 2016, ISBN 978-3-86465-067-3
 

Bildnachweis

alle Aufnahmen   Wolfgang Volk, Berlin, 30. Dezember 2018
 

1) Die Schreibung in dieser Weise ist bei der Mathematiker-Dynastie der Bernoullis unüblich (vergleiche diesen Wikipedia-Artikel). Ferner sei darauf hingewiesen, dass die Zuordnung von römischen Zahlen zur Unterschidung nur bei den Familienmitgliedern angewendet wird, die selbst Mathematiker waren.
2) Die heutige Nachfolgeorganisation ist die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
3) Siehe auch den mathematischen Ort Reiterstandbild Friedrichs des Großen.