Mathematiker des Monats Januar 2018
August Gutzmer (1860-1924)
von Günter Bärwolff
 
August Gutzmer
August Gutzmer
 
geboren: am 2. Februar 1860 in Neuroddahn (Ostprignitz)
gestorben: am 10. Mai 1924 in Halle (Saale)
August Gutzmer hatte in seinen ersten Lebensjahren und in seiner Jugend diverse Berührungspunkte zur Region Berlin-Brandenburg. Geboren in der Ostprignitz (heute Teil des Bundeslandes Brandenburg), besuchte er Elementarschulen in Pommern und Berlin. Nach dem Erwerb des Reifezeugnisses des Realgymnasiums im Jahr 1881 besuchte er als Gasthörer Vorlesungen im Fach Mathematik und Physik der Universität Berlin. Um eine Hochschullehrerlaufbahn einzuschlagen, legte er 1884 eine Ergänzungsprüfung im Lateinischen (Latinum) ab. Im Mai 1884 immatrikulierte sich Gutzmer an der Universität Berlin und studierte dort bis zum Wintersemester 1886/87. Seine Lehrer an der Berliner Universität waren – neben anderen – Leopold Kronecker, Karl Weierstraß und Lazarus Fuchs. Während seines Militärdienstes als Einjährig Freiwilliger 1884/85 beim II. Garderegiment Berlin erkrankte er schwer, was einen weiteren Militärdienst für ihn ausschloss.
Von 1885 an widmete er sich, seinen Neigungen entsprechend, ausschließlich der Mathematik. Auf Empfehlung von Berliner Professoren (darunter Karl Weierstraß) erhielt Gutzmer 1892 das Angebot, eine Professur in den USA (Chicago) zu übernehmen, was er jedoch ausschlug, um stattdessen in Halle mit der Dissertation „Über gewisse partielle Differentialgleichungen höherer Ordnung“ bei Albert Wangerin zum Dr. phil. zu promovieren.
Plakette fuer August Gutzmer
Plakette für August Gutzmers im Foyer des Instituts für Mathematik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
 
Von April 1894 bis März 1896 wirkte Gutzmer als Assistent an der Technischen Hochschule Berlin. In dieser Zeit wurde er Mitglied der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV). Gutzmer habilitierte sich im April 1896 mit einer Arbeit über „Differentialgleichungen“ und war danach bis Anfang März 1899 als Privatdozent an der Universität Halle tätig. Am 9. März erfolgte die Berufung zum a. o. Prof. an die Universität Jena. Mit Wirkung vom 28. Januar 1900 avancierte Gutzmer zum o. Prof. der Mathematik und war bis zum 2. August 1905 in Jena tätig. 1900 erfolgte auch die Aufnahme als Mitglied in die Leopoldina (Deutsche Akademie der Naturforscher). Ab 1901 war Gutzmer der allein verantwortliche Herausgeber des monatlich erscheinenden Tätigkeitsberichts der DMV. Zwischen 1904 und 1907 führte Gutzmer als Vorsitzender die Kommission für mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht. Mit Wirkung vom 3. August 1905 wurde er als o. Prof. für Mathematik an die Universität Halle-Wittenberg berufen.
Hier entstand ein kollegiales Verhältnis zu Georg Cantor, den er immer öfter in der Lehre vertrat. Neben seiner Tätigkeit in Lehre und Forschung nahm er wissenschaftsorganisatorische Aufgaben wahr. Er gab das Jahrbuch der DMV heraus und war Mitglied im Verwaltungsausschuss der Jubiläumsstiftung für Erziehung und Unterricht des Deutschen Museums in München. Auch aufgrund dieser Aktivitäten stand Gutzmer mit praktisch allen bedeutenden Mathematikern seiner Zeit im Briefwechsel. Er wurde mit dem Titel Geheimer Regierungsrat und mit der Auszeichnung Königlichen Kronenorden 3. Klasse hochgeehrt. 1914/15 amtierte er als Rektor der Universität Halle, ab 1921 als Präsident der Akademie der Naturforscher Leopoldina. Kurze Zeit nach einem Kuraufenthalt zur Erholung infolge einer schweren Grippeerkrankung starb Gutzmer am 10. Mai 1924 in Halle (Saale).
Grab August Gutzmers
Grabstätte von August Gutzmer und seiner Gattin Helene auf dem Friedhof der St.-Laurentius-Gemeinde in Halle (Saale)
 

Referenzen

[1]   Adolf Krazer: Zum Gedächtnis an August Gutzmer, Jahresbericht der DMV 33 (1925), 1 – 3
[2]   Siegfried Schmerling: August Gutzmer - der Nachfolger Georg Cantor's an der Universität Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Fachbereich Mathematik und Informatik, 1999
 

Bildnachweis

Porträt   von den Städtische Museen Jena mit dem Recht zur Wiedergabe erworben, Bildfehler wurden retuschiert
Plakette und Grabstätte   Wolfgang Volk, Berlin