Mathematischer Ort des Monats Oktober 2024
Gedenkstein für Friedrich Robert Helmert auf dem Telegrafenberg in Potsdam
von
Wolfgang Volk
Nahe dem historischen Gebäude auf dem Telegrafenberg,
das seinerzeit das
Königliche
Geodätische Institut beherbergte und in dem heute
Diensträume des Department 1 – Geodäsie – des GeoForschungszentrums
Potsdam sowie eine Bibliothek untergebracht sind, befindet sich ein Gedenkstein, der
Friedrich Robert Helmert
mit folgender Inschrift würdigt:
Dem
Begründer der mathematischen
und physikalischen Theorien der
modernen Geodäsie
Prof. Dr.
Friedrich Robert
Helmert
31.7.1843 Freiberg
15.6.1917 Potsdam
Direktor des Geodätischen Instituts
Potsam 1886-1917
Präsident des Zentralbüros der
Internationalen Erdmessung
ordentliches Mitglied der Berliner
Akademie der Wissenschaften
Professor an der Universität Berlin
und physikalischen Theorien der
modernen Geodäsie
Prof. Dr.
Friedrich Robert
Helmert
31.7.1843 Freiberg
15.6.1917 Potsdam
Direktor des Geodätischen Instituts
Potsam 1886-1917
Präsident des Zentralbüros der
Internationalen Erdmessung
ordentliches Mitglied der Berliner
Akademie der Wissenschaften
Professor an der Universität Berlin
Dabei darf die Passage „Begründer … auf Helmerts epochales zweibändiges
Werk „Die mathematischen und physikalischen Theorien der Höheren Geodäsie“
verstanden werden, das 1880 (Band I) und 1884 (Band II) im
B. G. Teubner Verlag erschien.
Das Königliche Geodätische Institut wurde 1870 gegründet,
Johann Jacob Baeyer (1794-1885)
war dessen erster Präsident. Seine Nachfolge trat 1886 F. R. Helmert an,
der Umzug des Instituts von Berlin auf den Telegrafenberg erfolgte schließlich im Jahr 1892.
Diesem Institut war das Zentralbüro der Internationalen Erdmessung angeschlossen,
das von J. J. Baeyer – zunächst auf Mitteleuropa beschränkt –
angeregt wurde und dessen Aufgabe es war, internationale Vorhaben zu koordinieren
(siehe auch die Ausführungen in [5]). Am 21. Dezember 1899 wurde F. R. Helmert zum
ordentliches Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschafren gewählt;
seit 1887 hatte er eine Professur an der Berliner Universität inne [1].
Allerdings würde es dieses Gedenksteins gar nicht bedürfen, ist doch der Name
Helmert auf dem Telegrafenberg (nebst anderen) omnipräsent.
So wird das
historische Gebäude A17,
das seinerzeit das Königliche Geodätische Institut beherbergte,
auf dem Lageplan des Wissenschaftsparks Albert Einstein auf dem Telegrafenberg
[2, links unten] mit „Helmert-Haus“ bezeichnet.
Daneben wird die Zufahrt vom Pförtnerhäuschen, am Gebäude des
Alfred-Wegner-Instituts (AWI) vorbei zu eben diesem historischen Gebäude als
Helmertweg ausgewiesen. Nicht zuletzt wird der Turm, der bereits früh
zwecks geodätisch-astronomischer Messungen errichtet wurde und dessen Verwendung
sich im Laufe der Jahre mehrfach änderte,
Helmert-Turm (ebenfalls im Lageplan [2] verzeichnet)
genannt.
Und so darf auch die Entstehungsgschichte dieses Gedenksteins uneingeschränkt als
„unvorhergesehen“ bezeichnet werden, sie sei nachstehend kurz skizziert
(vergleiche hierzu primär [6] aber auch [3]).
Hans Weise, der Autor von [6], trat 1952 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in das
Geodätische Institut auf dem Telegrafenberg ein und konnte – wie er
schreibt – ohne nenneswerte Schwierigkeiten das Grab von Friedrich Robert
Helmert (siehe [4]) auf dem Alten Friedhof in der Heinrich-Mann-Allee auffinden.
In den späten 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte der Rat der Stadt Potsdam
beschlossen, den Alten Friedhof neu zu gestalten, die auch die Besitigung von Grabstellen
vorsah. Die Abteilung Denkmalpflege hatte im Vorfeld eine Liste der zu erhaltenden
Gräber erstellt, die auch das Grab von Helmert enthielt. Dennoch wurde später
festgestellt, dass der Grabstein mit der Ketteneinfassung mit schwerem Räumgerät
zerstört und entfernt waren. Man beschloss daraufhin, den Grabstein derart zu
gestalten, dass die Funktionen und Leistungen Helmerts deutlicher hervorgehoben werden.
Als dann dieser auf der Grabstelle errichtet werden sollte, wurde dies aus denkmalpflegerischen
Gründen untersagt – nur eine originalgetreue Kopie könne dort
aufgestellt werden. So wurde auf Kosten des Instituts eine Replik des alten
Grabsteins erstellt und schließlich – nach weiteren
Unwägbarkeiten – im Oktober 1981 an ursprünglicher Stelle
errichtet. Der zunächst vorgesehene, aufwertende „Ersatz“ hat seinen Platz
etwa 1 km enrfernt auf dem Telegrafenberg im Schatten des Institutsgebäudes
gefunden.
Referenzen
[1] | Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften: Robert Helmert | |
[2] | GeoForschungsZentrum Potsdam: Lageplan des Wissenschaftsparks Albert Einstein auf dem Telegrafenberg in Potsdam, (Stand 2024) | |
[3] | Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB) und DVW Berlin-Brandenburg e. V. (Hrsg.): Auf den Spuren der Landesvermessung in Berlin und Brandenburg, Broschüre März 2014, ISBN 978-3-7490-4187-9 | |
[4] | Wolfgang Volk: Gräber für Friedrich Robert Helmert, Erhard Schmidt und Kurt Wedel in Potsdam, Mathematischer Ort des Monats April 2021 | |
[5] | Wolfgang Volk: Denkmal für Johann Jacob Baeyer in Berlin-Müggelheim, Mathematischer Ort des Monats Juni 2022 | |
[6] | Hans Weise: Helmerts Grab- und Gedenkstätte, Vermessung Brandenburg 5. Jg. Heft 2/2000, S. 53 - 55 |
Bildnachweis
alle Fotos | Wolfgang Volk, Berlin, April 2023 |